Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Dritter Teil. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. (3)

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zuschließen, wihrend Mitte und Südflügel bei und südlich Görz den Gegner durch 
Frontalangriff festhalten sollte. So standen in den Tagen vor dem Angriff bereit: 
der Nordflügel der Armee Below (die österreichisch-ungarische durch deutsche Ver- 
bände verstärkte Gruppe Krauß) im Gelände des Rombon und südöstlich die Stoß- 
front der Armee mit Gruppe Stein im Gebiet des Krn und um Tolmein, mit 
Gruppe Berrer an Straße Bischoflak—St. Lucia; mit Gruppe Scotti nördlich 
Tribusa schloß sich der rechte Flügel der Isonzo-Armee an 
Bis in die kleinsten Einzelheiten war der Plan festgelegt. Näch einem Gas- 
schießen von 2—6 Uhr vormittags sollte bei Tagesanbruch die allgemeine Feuer- 
eröffnung erfolgen. Nach kurzer höchster Feuersteigerung sollte der Einbruch in die 
Stellungen auf der ganzen Frontlinie Flitsch— Selo stattfinden. Ungünstiges 
Wetter verzögerte den Angriff um wenige Tage. Am Abend des 23. Oktober er- 
teilte General von Below folgenden Befehl: Der Angriff findet am 24. Oktober 
statt. Allgemeine Feuereröffnung 6,30 Uhr vormittags. 
Diese knappen Worte sind klassisch und bleiben ein Musterbeispiel deutscher 
Generalstabsarbeit. Diese zwei Sätze bezeichnen den Abschluß einer Riesenarbeit 
an Gedanken, Plänen, strategischen und technischen Vorbereitungen. Sie bezeichnen 
den Beginn des Stoßes, der Italiens zweite Armee zu Boden schmetterte. Welt- 
geschichte von ungeheurer Tragweite liegt in diesen kurzen Worten, Weltgeschichte, 
erzwungen von deutschen und österreichisch-ungarischen Waffen. 
Am 24. Oktober beginnt der Angriff. Wenige Stunden später wankt die ins 
Herz getroffene zweite italienische Armee und fällt in Trümmer. 
In starken, uneinnehmbaren, ja unangreifbar scheinenden Bergstellungen der 
Julischen Alpen erwartete die italienische zweite Armee des Generalleutnants 
Capello den Vorstoß der Deutschen und Osterreich-Ungarn. Die Vorbereitungen 
zum Angriff, das Durchschleusen unserer Divisionen auf engen, weithin ein- 
zusehenden Talstraßen, die Angriffsgruppierungen konnten nicht verborgen bleiben. 
Unerklärlich bleibt aber die geringe Gegenwirkung des Feindes während der letzten 
Tage vor dem Angriff. 
Der italienische Oberkommandierende General Graf Cadorna war zuversichtlich 
und meldete: „Der Gegner hat unter starker Mitwirkung von deutschen Truppen 
und Kriegsmitteln ansehnliche Kräfte an unserer Front für eine Offenside ver- 
sammelt. Der feindliche Stoß findet uns fest und gut vorbereitet.“ — Am 
24. Oktober befiehlt Below den Angriff. Deutsche und österreichisch-ungarische 
Stoßdivisionen dringen unwiderstehlich gegen die italienische Front. Ein gewaltiger 
Druck erschüttert den Gebirgswall. Ganze Stellungssysteme wanken. Weite Ab- 
schnitte geben nach und werden durchstoßen. Der Durchbruch ist nicht aufzuhalten. 
In tiefe, klaffende Lücken dringen Stoßtruppen frontal, flankierend, umfassend und 
aufrollend durch die Alpenstellung. In zweieinhalb Tagen wird zweieinhalbjährige 
Arbeit in Stücke zertrümmert. Ohne Beispiel in der Kriegsgeschichte ist der Ge- 
danke, der diesen Durchbruchsplan ersann, ohne Beispiel die Entschlossenheit der 
Führung und der sieghafte Angriffsgeist der Truppe. Infanterie stürmt Alpen- 
gipfel. Vergessen sind endlose Märsche auf nassen Straßen, vergessen kalte Nächte 
bei strömendem Regen unter freiem Himmel. Truppen, die das Hochgebirge nicht 
kennen, wetteifern mit gebirgserfahrenen Divisionen. General von Below fordert 
die Höchstleistung der 14. Armee: den Durchbruch des ganzen Stellungsnetzes im 
ersten Anlauf über die Berge der Alpen. Um 2 Uhr nachts am 24. Oktober be- 
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