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diesem Gesetze möglich gemacht werde; denn in Preußen muß der König re-
gieren, und ich regiere nicht, weil es also mein Wohlgefallen ist, Gott weiß es,
sondern weil es Gottes Ordnung ist; darum will ich auch regieren. Ein freies
Volk unter einem freien Könige, das war meine Losung seit 10 Jahren; das ist
sie heute, und so soll es bleiben, solange ich atme.
Ehe ich zur Handlung des Tages schreite, werde ich zwei Gelöbnisse vor
Ihnen erneuern. Das gebietet mir der Blick auf die 10 verflossenen Jahre meiner
Regierung.
Zum ersten erneuere, wiederhole und bestätige ich feierlich und ausdrücklich
die Gelöbnisse, die ich vor Gott und Menschen bei den Huldigungen zu Königs-
berg und hier geleistet habet)! — Jal Jal — Das will ich, so Gott mir helfe!
Zum zweiten erneuere, wiederhole und bestätige ich feierlich und ausdrücklich
das heilige Gelöbnis, das ich am 11. April 18472) ausgesprochen: „Mit meinem
Hause dem Herrn zu dienen!“ Jal Jal Das will ich, so Gott mir helfe! Dies
Gelöbnis steht über allen anderen; es muß in einem jeden enthalten sein und
alle anderen Gelöbnisse, sollen sie anders Wert haben, wie lauteres Lebenswasser
durchströmen.
Jetzt aber und indem ich die Verfassungsurkunde kraft königlicher Machtvoll-
kommenheit hiermit bestätige, gelobe ich feierlich, wahrhaftig und ausdrücklich vor
Gott und Menschen, die Verfassung meines Landes und Reiches fest und unver-
brüchlich zu halten und in Übereinstimmung mit ihr und den Gesetzen zu re-
gieren — Jal Jal — das will ich, so mir Gott helfe!
Und nun befehle ich das bestätigte Gesetz in die Hände des allmächtigen
Gottes, dessen Walten in der Geschichte Preußens handgreiflich zu erkennen ist,
auf daß er aus diesem Menschenwerke ein Werkzeug des Heils machen wolle für
unser teures Vaterland: nämlich der Geltendmachung seiner heiligen Rechte und
Ordnungen! Also sei es!
23.
Die Ordnung der Thronfolge in Dänemark.
1852.
Quelle: Das Londoner Protokoll vom 8. Mai 1852 (Französisch).
Übersetzung aus dem Abdruck des franz. Textes bei Aegidi und Klauhold, Das Staatsarchiv.
Hamburg 1861 ff. Bd. 6. Nr. 1064.
Se. Majestät der Kaiser von Osterreich .., der Prinz-Präsident der französischen
Republik, Ihre Majestät die Königin von Großbritannien und Irland, Se. Majestät
der König von Preußen, Se. Majestät der Kaiser aller Reußen, Se. Majestät
der König von Schweden und Norwegen
haben in Anbetracht, daß die Aufrechterhaltung der Unverletzlichkeit der dänischen
Monarchie von großer Wichtigkeit für die Erhaltung des Friedens ist
1) Anläßlich der Huldigung der Stände hatte der König (am 10. September 1840 in
Königsberg und am 15. Oktober 1840 in Berlin) Vorausgehendes zusammenfassend ge-
lobt: „In allen Stücken will ich so regieren, daß man in mir den echten Sohn des un-
vergeßlichen Vaters, der unvergeßlichen Mutter erkennen soll, deren Andenken von Ge-
schlecht zu Geschlecht in Segen bleibt." "
:) In jener Eröffnungsrede, von der oben (S. 21) nur ein Auszug gegeben werden
konnte, hatte der König weiter gesagt: „Ein Bekenntnis vermag ich heute unmöglich zu
unterdrücken. Dies Bekenntnis lautet (hierbei erhob sich der König und sprach stehend und
mit erhobener Rechte): „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.“