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im allgemeinen die preußische Politik in Deutschland gewähren und nahm als
Kaufpreis für diese Konzession die Unterstützung Preußens in europäischen Fragen
entgegen; in Deutschland begnügte sich das Wiener Kabinett, nach Möglichkeit
dafür zu sorgen, daß Preußen den ihm überlassenen Spielraum nur innerhalb
gewisser Grenzen nutzbar mache. Zu diesem Behuf wurde insbesondere der
Geschäftskreis des Bundes auf wenige und verhältnismäßig unwichtige Ange-
legenheiten beschränkt, das Widerspruchsrecht und die Unabhängigkeit der einzelnen
Regierungen aber mit Schonung gepflegt; Angelegenheiten, über die Osterreich
und Preußen nicht einverstanden waren, gelangten nicht zur Verhandlung; eine
aus den Protokollen ersichtliche Meinungsverschiedenheit beider Großmächte gehörte
zu den Seltenheiten; ein offener Streit ihrer beiden Vertreter in den Sitzungen
war etwas Unerhörtes und wurde als Gefahr für das Bestehen des Bundes unter
allen Umständen vermieden. Auch mit kleineren Bundesregierungen, wenn sie
nicht etwa einer Begünstigung liberaler Bestrebungen verdächtig waren, wurde
lieber jahrelang verhandelt, als daß man ihnen durch Majoritätsbeschlüsse Zwang
angetan hätte.
Der Gedanke, daß wichtige Meinungsverschiedenheiten durch Majoritäts-
bestimmungen am Bunde zur Entscheidung gebracht werden könnten, lag so fern,
daß das Wiener Kabinett den Präsidialgesandten nur mit langen Unterbrechungen
in Frankfurt anwesend sein und die Vertretung der österreichischen Interessen auf
Jahr und Tag in den Händen des preußischen Gesandten ließ. Es begnügte sich
damit, diesem in der Person des noch fungierenden königlich sächsischen Gesandten
einen Beobachter zur Seite zu stellen
Ein ganz anderes Bild gewähren die Verhandlungen am Bundestage seit der
Reaktivierung im Jahre 1851. Der Fürst Schwarzenbergu) nahm den Plan auf,
die Hegemonie über Deutschland, zu der Preußen durch die konstituierenden Ver-
sammlungen und die Unionsversuche nicht hatte gelangen können, für Osterreich
durch die Mittel zu gewinnen, die ihm die bestehende Bundesverfassung dar-
bietet. Der Gedanke lag nahe, nachdem Osterreichs innere Organisation eine
Richtung genommen hatte, in der dauernde Erfolge nur durch Anlehnung an
Deutschland behufs der Kräftigung des verhältnismäßig wenig zahlreichen deutschen
Elementes im Kaiserstaat erreicht werden konnten. Die Durchführung des Planes
war möglich, wenn es Osterreich gelang, sich der Majorität im Bunde auf die
Dauer zu versichern, demnächst die Kompetenz des Bundes und seiner Majoritäts-
beschlüsse zu erweitern, und wenn Preußen die Macht oder der Wille fehlte,
erfolgreichen Widerstand zu leisten. Der Augenblick war für eine solche Kon-
zeption ein sehr günstiger.
Osterreich konnte nach seinen intimen Beziehungen zu Rußland auf dessen
Unterstützung für seine deutsche Politik rechnen und hatte mit dem in Frankreich
neu entstehenden Kaisertum Verbindungen angeknüpft, welche gegen das Lebens-
ende des Fürsten Schwarzenberg Besorgnisse vor einer engen Allianz der drei
Kaiser im Gegensatz zu Preußen und England hervorriefen.
Die große Mehrzahl der deutschen Regierungen, erschreckt durch die Re-
volution und die aus derselben entspringende Gefahr, einen Teil ihrer Sou-
veränität an Preußen zu verlieren, lehnte sich bereitwillig an Österreich an
Die Erinnerung an die Erlebnisse von 1848 bis 1850 hatten der Besorgnis vor
1) Osterreichischer Ministerpräsident.