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Ein ungeheures Gebrüll verriet, daß „Rolf Krake“ jetzt aus dem Schlummer
erwacht sei. Der Ton seiner hundertpfündigen Armstrongs auf dem eisernen
Resonanzboden ist unverkennbar. Vergeblich schleuderte er seine Riesengeschosse
gegen unsere Tirailleurs. Er wurde von den vierundzwanzigpfündigen Gezogenen
sofort begrüßt und zog sich wieder in die Bucht zurück.
Unterdes hatte General Manstein sich längs des Strandes südlich vorbewegt,
wo es selbst zu lebhaftem Handgemenge kam. Die feindlichen Batterien wurden
in der Kehle eine nach der anderen angegriffen und die Besatzungen gefangen
genommen (darunter ein Offizier von der Leibgarde in rotem Rock). Ebenso
setzten sich die Märker in Besitz von Groß-Moose, und erst am Abschnitt von Kjär
stieß man auf einen lebhaften Widerstand geschlossener Abteilungen, die bis dahin
versammelt waren. Es kam hier das Vordringen einen Moment zum Stehen in
einem lebhaften Gefecht, welches wir von unserem Standpunkt nicht übersehen
konnten. General Herwarth!) griff dort persönlich ein und traf im Tirailleurfeuer
des Feindes mit unvergleichlicher Ruhe seine Anordnungen. Jetzt waren auch die
ersten Feldgeschütze über das Wasser geschafft. Der Rückzug der Dänen wurde
allgemein, und der „tappre Landsoldat“ beschleunigte dabei seine Schritte sehr
merklich.
Schon wurden ganze Scharen von Gefangenen von wenig Bewaffneten wie
Herden an den Strand getrieben. Bewundernswert war die Dreihörigkeit unserer
Westfalen von der Göbenschen Brigade, die gegen Sonderburg vordrangen und
die Dänen hinter einem Knick im Rücken beschossen, während sie selbst in der
augenscheinlichsten Gefahr schwebten, von Sonderburg aus selbst im Rücken gefaßt
zu werden. Ganze Schwärme vom Feinde liefen durch die Kornfelder zurück.
Eine Batterie nach der anderen verstummte, und ihre Besatzung flüchtete. Eine
Haubitzbatterie rasselte auf unserem Ufer im scharfen Trabe herbei; aber es war
schwer, zu unterscheiden, was drüben Feind, was Freund, so daß man nur auf
die entferntesten Zielpunkte zu feuern wagte.
Inzwischen war es acht Uhr geworden, und die Sonne beschien ein Gemälde,
welches ein Schlachtenmaler nicht schöner wünschen kann. Noch schwebten fort—
während die kleinen runden Dampfwolken über der uns zunächst links liegenden
Batterie. Ich glaube, daß sie ziemlich viel verloren haben muß. Vor uns stand
ein schönes Haus dicht an der Landbrücke in Sonderburg in hellen Flammen.
Wir vermeinten, daß eine Granate aus der vierundzwanzigpfündigen Batterie
zur Rechten unglücklicherweise dort gezündet habe; es stellte sich aber bald heraus,
daß die Dänen bei Räumung des Ortes die eigene Stadt rücksichtslos dem Ver-
derben preisgegeben hatten. Dieselbe war völlig von den Einwohnern verlassen,
und der Brand hätte bei anderer Windrichtung bald alles einäschern können.
Dänische Gefangene wurden zum Söschen angestellt. Ebenso hatte der Feind
seine großen Barackenlager bei Ulkebüll und Wollerup in Brand gesteckt. Die mit
Stroh gefüllten Bretterhütten flammten in heller Lohe empor, und zwei schwarze
Rauchstreifen zogen einen Trauerflor über die langgestreckte Insel. Weiter rechts
flimmerte in der Morgensonne das Meer, bedeckt mit zahllosen Segeln. Da lagen
die mächtigen Kriegsschiffe, umschwärmt von Fahrzeugen aller Größe. Diese ganze
Gesellschaft hatte sich eilends aus Höruphaff hinausgemacht, da nach wenig Mi-
nuten unsere Batterien ihr die Ausfahrt vom Süderholz versperren konnten.
1) Dieser kommandierte das Armeekorps, das die Wegnahme der Insel Alsen bewirkte.