Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Dritter Teil. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. (3)

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Das Regiment verlor sieben Offiziere und 206 Mann. Von sämtlichen 
Offizieren ist nachgewiesen, daß sie sich in diesseitigen Lazaretten befinden; nur 
über den Leutnant Friese, der mit zerbrochenem Schenkel auf dem Schlachtfeld ge- 
sehen wurde, fehlt dem Regiment Kunde. Rittmeister Meyer und Portepeefähnrich 
von Stockhausen sind auf dem Schlachtfelde beerdigt. Graf Schmettow. 
55. 
Die Schlacht bei Gravelotte. 
18. August 1870. 
Quelle: Brief König Wilhelms I an die Königin Augustavom 19. August 1870. 
Fundort: Erich Brandenburg a. a. O. S. 236 und 237. 
Schlachtfeld bei Rezonville den 19. August 1870. 
Das war ein neuer Siegestag gestern, dessen Folgen noch nicht zu er- 
messen sind. 
Gestern früh gingen das XII., Garde= und IX. Korps gegen die nördliche 
Straße Metz-Verdun bis St. Marcel und Doncourt vor, gefolgt vom VI. und 
X. Korps, während das VII. und VIII., sodann auch das II. bei Rezonville gegen 
Metz stehen blieben. 
Als jene Korps rechts schwenkten, in sehr waldigem Terrain, gegen Verne- 
ville und St. Privat, begannen diese Korps den Angriff gegen Grovelotte, nicht 
heftig, um die große Umgehung gegen die starke Position Amanvilliers-Chatel bis 
zur Metzer Chaussee abzuwarten. Diese weite Umgehung trat erst um 4 Uhr ins 
Gefecht, mit dem Pivotkorpst), dem IX., um 12 Uhr. Der Feind setzte in den 
Wäldern heftigen Widerstand entgegen, so daß nur langsam Terrain gewonnen 
wurde. St. Privat wurde vom Gardekorps, Verneville vom IX. Korps genommen, 
das XII. Korps und Artillerie des III. griffen nun ins Gefecht ein. 
Gravelotte wurde von Truppen des VII. und VIII. Korps und die Wälder 
zu beiden Seiten genommen und behauptet, mit großen Verlusten. 
Um die durch die Umgehung zurückgedrängten feindlichen Truppen nochmals 
anzugreifen, wurde ein Vorstoß über Gravelotte bei einbrechender Dunkelheit 
unternommen, der auf ein so enormes Feuer hinter Schützengräben, en étage 
und Geschützfeuer stieß, daß das eben eintreffende II. Korps den Feind mit dem 
Bajonett angreifen mußte und die feste Position vollständig nahm und behauptete. 
Es war 8½ Uhr, als das Feuer auf allen Punkten nach und nach schwieg. 
Bei jenem letzten Vorstoß fehlten die historischen Granaten von Königgrätz für 
mich nicht, aus denen mich diesesmal Minister von Roon entfernte. Alle Truppen, 
die ich sah, begrüßten mich mit enthusiastischen Hurras. Sie taten Wunder der 
Tapferkeit gegen einen gleich braven Feind, der jeden Schritt verteidigte und oft 
Offensivstöße unternahm, die jedesmal zurückgeschlagen wurden. 
Was nun das Schicksal des Feindes sein wird, der in dem verschanzten, sehr 
festen Lager der Festung Metz zusammengedrängt steht, ist noch nicht zu berechnen. 
Ich scheue mich, nach den Verlusten zu fragen und Namen zu nennen, da 
nur zu viele Bekannte genannt werden, oft unverbürgt. Dein Regiment soll sich 
brillant geschlagen haben; Waldersee ist verwundet, ernst, aber nicht tödlich, wie 
1) Pivot — Schwenk- und Drehpunkt.
	        
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