Entwicklung des Krieges
Monaten Mai und Juni mit mir herumtrug, fand ich be-
stärkt. Wir standen vom Rigaer Busen bis zur rumänischen
Grenze in einer weit auseinandergezogenen, wohl mehr
als zwölfhundert Kilometer langen Front, die in ihren über-
wiegenden Teilen eines jeden natürlichen Schutzes ent-
behrte und gegen energische Offensivstöße einer an einem
beliebigen Punkt zusammengeballten Macht kaum zu
halten war. Im \Vesten hatten wir unsere beste Kraft
in der Verdun-Offensive eingesetzt; nicht nur war es uns
nicht gelungen, die große Schulterfestung zu bezwingen,
auch der angebliche Erfolg des Ausblutens der Franzosen
wurde durch die jetzt beginnende Somme-Offensive als
Täuschung erwiesen. Dazu im Hintergrund die rumäni-
sche Gefahr, die durch den Zusammenbruch des Rumänien
zunächst gelegenen österreichischen Frontteiles nahezu
automatisch ausgelöst werden mußte.
Das dringendste Erfordernis der Stunde erschien mir
die Vereinheitlichung des Oberbefehls über die gesamte
Ostfront. In diesem Sinne telephonierte ich noch vom
Osten aus am 4. Juli mit dem Reichskanzler.
Als ich am Sonntag, 9. Juli, nach Berlin zurückkehrte,
schilderte ich dem Kanzler mündlich auf das Eindring-
lichste meine Wahrnehmungen und Eindrücke. Der Kanzler
hatte, wie mir bekannt war, schon in einem früheren
Stadium des Krieges und auch späterhin wiederholt die
Frage des Oberbefehls aus dem Zweifel heraus, ob der
General von Falkenhayn der richtige Mann an diesem
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