Entwicklung des Krieges
Initiative dafür aus, daß in der ungemein ernsten Lage
auf den Feldmarschall von Hindenburg zurückgegriffen
werden müsse. Der württembergische Ministerpräsident
von Weizsäcker, dessen ruhiges und klares Urteil ich immer
besonders schätzte, flehte mich geradezu an, der Kanzler
müsse dem Kaiser die Augen öffnen. Weder Kaiser noch
Reich könnten einen ernsten Rückschlag ertragen, wenn
Hindenburgs Genie und Ansehen nicht voll in Wirksamkeit
gesetzt werde.
Als ich nach Berlin zurückkam, lagen dort geradezu ver-
zweifelte Berichte aus Wien vor. Auch Graf Andrassy, der
gerade in Berlin anwesend war, erkannte an, daß die Zeit
der Eitelkeiten und Rivalitäten vorbei sei und nur der
einheitliche Oberbefehl Hindenburgs die Lage retten
könne. Dazu kamen Nachrichten aus Rumänien, die
darauf schließen ließen, daß Bratianu sich der Entente
gegenüber zum Eingreifen unter gewissen Bedingungen
verpflichtet habe, und daß der König zu schwach sei,
um Widerstand zu leisten. Der Kanzler bestand tele-
graphisch auf der schleunigen Übertragung des Oberbefehls
über die gesamte Ostfront an Hindenburg und reiste am
25. Juli selbst nach dem Großen Hauptquartier, um die
Sache unter allen Umständen in Ordnung zu bringen. Am
2. August wurde denn auch amtlich publiziert: ‚Unter
Generalfeldmarschall von Hindenburg wurden mehrere
Heeresgruppen der Verbündeten zu einheitlicher Verwen-
dung nach Vereinbarung der beiden Obersten Heeres-
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