Hindenburg Oberbefehlshaber im Osten
leitungen zusammengefaßt.“ Hindenburg hatte, wie mir
der Kanzler nach seiner Rückkehr aus dem Hauptquartier
erzählte, mit dieser Lösung, die ihm den Oberbefehl über
die Ostfront von Kurland bis zu den Karpathen, einschließ-
lich der österreichisch-ungarischen Armee gab, sich befrie-
digt und weiteres als zur Zeit unerwünscht erklärt.
Es kam jedoch bald zu ernsten Reibungen zwischen dem
neuen Obersten Befehlshaber der Ostarmee und dem Chef
des Generalstabs des Feldheeres, die sich auf die Frage
„Falkenhayn oder Hindenburg ?' zuspitzten. Der Kanzler
trat in Konsequenz seiner früheren Stellungnahme mit
großer Entschiedenheit für die Ersetzung Falkenhayns durch
Hindenburg ein, während die militärische Umgebung des
Kaisers auch jetzt noch an Falkenhayn festhielt. Allerdings
gehörte der Kanzler nicht zu den unbedingten Bewunderern
des von dem Feldmarschall untrennbaren Generals Luden-
dorff. Ludendorff sei geneigt, seinem Temperament zu
unterliegen und in ernsten Situationen übereilt zu handeln;
so auch jetzt wieder, wo er, ohne den unpäßlichen Hin-
denburg zu fragen, ein Abschiedsgesuch abgeschickt habe,
um es dann wieder anzuhalten. Auch in der Beurteilung
der militärischen Lage in seinem Befehlsbereich habe er,
der Kanzler, an Ludendorff mehrfach das Schwergewicht
der inneren Ruhe und Sicherheit vermißt; er sei ihm zu
sehr „himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt“. Die Lage
ließ jedoch auch nach seiner Ansicht keine andere Wahl als
die Ersetzung Falkenhayns durch Hindenburg-Ludendorff.
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