Full text: Der Weltkrieg. II. Band. (2)

Hindenburg Oberbefehlshaber im Osten 
  
leitungen zusammengefaßt.“ Hindenburg hatte, wie mir 
der Kanzler nach seiner Rückkehr aus dem Hauptquartier 
erzählte, mit dieser Lösung, die ihm den Oberbefehl über 
die Ostfront von Kurland bis zu den Karpathen, einschließ- 
lich der österreichisch-ungarischen Armee gab, sich befrie- 
digt und weiteres als zur Zeit unerwünscht erklärt. 
Es kam jedoch bald zu ernsten Reibungen zwischen dem 
neuen Obersten Befehlshaber der Ostarmee und dem Chef 
des Generalstabs des Feldheeres, die sich auf die Frage 
„Falkenhayn oder Hindenburg ?' zuspitzten. Der Kanzler 
trat in Konsequenz seiner früheren Stellungnahme mit 
großer Entschiedenheit für die Ersetzung Falkenhayns durch 
Hindenburg ein, während die militärische Umgebung des 
Kaisers auch jetzt noch an Falkenhayn festhielt. Allerdings 
gehörte der Kanzler nicht zu den unbedingten Bewunderern 
des von dem Feldmarschall untrennbaren Generals Luden- 
dorff. Ludendorff sei geneigt, seinem Temperament zu 
unterliegen und in ernsten Situationen übereilt zu handeln; 
so auch jetzt wieder, wo er, ohne den unpäßlichen Hin- 
denburg zu fragen, ein Abschiedsgesuch abgeschickt habe, 
um es dann wieder anzuhalten. Auch in der Beurteilung 
der militärischen Lage in seinem Befehlsbereich habe er, 
der Kanzler, an Ludendorff mehrfach das Schwergewicht 
der inneren Ruhe und Sicherheit vermißt; er sei ihm zu 
sehr „himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt“. Die Lage 
ließ jedoch auch nach seiner Ansicht keine andere Wahl als 
die Ersetzung Falkenhayns durch Hindenburg-Ludendorff. 
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