Full text: Der Weltkrieg. II. Band. (2)

Rumänische Kriegserklärung. Hindenburg Chef des Generalstabs 
  
sich Bedenken, ob die nötige Geschlossenheit gewahrt 
werden könne, und die Einberufung unterblieb. 
Die Telegramme aus dem Hauptquartier über die Mög- 
lichkeit der Gegenwirkung gegen den von den Rumänen 
seit Wochen und Monaten vorbereiteten Überfall lauteten 
wenig trostvoll. Es stand nur wenig Infanterie dort und 
fast gar keine Artillerie! Weder in Pleß noch in Teschen 
scheint man geglaubt zu haben, daß Rumänien doch noch 
losschlagen würde. Die Bulgaren hatten sich seit dem 
20. August in eine Offensive gegen die Ententearmee vor 
Saloniki verbissen; in welchem Umfange und in welcher 
Zeit Truppen zur Verwendung gegen Rumänien heraus- 
gezogen werden konnten, war ungewiß. Zum Glück hatte 
sich die im Juni angesetzte russische Offensive gegen die 
galizische und wolhynische Front ausgelaufen und ver- 
blutet. Hätte Rumäniens Angriff einige wenige Wochen 
früher eingesetzt, zu der Zeit, als die österreichisch-unga- 
rische Front im Zusammenbrechen war, dann hätte wohl 
nichts die Katastrophe aufhalten können. 
Die rumänische Kriegserklärung und die dadurch ge- 
schaffene Erschwerung der militärischen Lage veranlaßte 
den Kaiser, den Generalfeldmarschall von Hindenburg 
nach Pleß zu berufen. Der General von Falkenhayn erhob 
gegen diese ohne sein Befragen erfolgte Berufung Ein- 
spruch, worauf der Kaiser ihm anheimstellte, seine Ent- 
lassung einzureichen. Als der Kanzler am Vormittag des 
29. August im Großen Hauptquartier eintraf, war die 
105
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.