Kriegsgewinnsteuer und Vermögensabgabe
abgabe von I°/oo zu erheben. Am ıı.Mai fand eine inter-
fraktionelle Beratung statt, an der alle Parteien teilnahmen,
außer den Sozialdemokraten, die wegen ihrer grundsätz-
lichen Opposition gegen die indirekten Steuern fernblieben.
Die Konservativen lehnten den Schiffer’schen Vorschlag
strikt ab. Darauf erklärte das Zentrum, daß es bei einem
Kompromiß nur mitmachen werde, wenn alle bürgerlichen
Parteien einschließlich der Konservativen sich einigten.
Wenn diese Einigung nicht gelinge, werde nichts zustande
kommen. Der bayrische Ministerpräsident Graf Hertling,
der an jenem Tage in Berlin war, erklärte mir, er werde im
Bundesrat unerbittlich gegen jeden solchen Kompromiß-
gedanken stimmen; er sprach dabei mit einer Erregung,
die außer Verhältnis zur Sache stand, über Unitarismus und
Revolution. Die sächsische Staatsregierung beantragte am
gleichen Tage die Befassung des Bundesrats mit den Kom-
promißverhandlungen. Ich beantragte beim Reichskanzler,
die einzelstaatlichen Ministerpräsidenten und Finanz-
minister zur Besprechung der Angelegenheit auf den 15. Mai
nach Berlin einzuladen. In diesen Beratungen setzte ich
den Schiffer’schen Vorschlag mit einer Variante durch,
die ihn den bundesstaatlichen Regierungen annehmbar
erscheinen ließ: Die Vermögensabgabe sollte sich dadurch
als eine einmalige, den Kriegsverhältnissen angepaßte
Steuer charakterisieren, daß sie — ebenso wie die Kriegs-
gewinnsteuer auf den Vermögenszuwachs abgestellt war —
auf die Vermögenseinbußen Rücksicht nahm, und
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