Full text: Der Weltkrieg. II. Band. (2)

Wirtschaftskrieg und Kriegswirtschaft 
  
seiner stark angegriffenen Gesundheit einen mehr- 
monatigen Urlaub zu nehmen; angesichts des Kriegsaus- 
bruches hatte er diese Absicht aufgegeben und nun fast 
zwei Jahre hindurch die gesteigerte Arbeitslast getragen, 
die der Krieg für seine Ämter mit sich brachte. Seit dem 
Beginn des Jahres hatte sich sein körperlicher Zustand 
verschlechtert. Ich hatte mehrfach bei wichtigen Bera- 
tungen für ihn eintreten müssen. Nunmehr stellte mich 
der Kanzler vor die Frage, ob ich als Stellvertreter des 
Reichskanzlers und als Staatssekretär des Innern die Nach- 
folge Delbrücks übernehmen wolle; für das Vizepräsidium 
des Preußischen Staatsministeriums, dessen jüngstes Mit- 
glied ich damals war, richtete er die gleiche Anfrage an 
den Eisenbahnminister von Breitenbach. 
Die Gründe, die mir Herr von Bethmann Hollweg dar- 
legte, ließen mir keine Wahl, so schwer es mir auch wurde, 
das Reichsschatzamt zu verlassen und das neue, kaum 
zu bewältigende Amt auf mich zu nehmen. Viel stärker 
noch als bei der Übernahme des Schatzamts hatte ich 
das Gefühl des Sprungs ins Dunkle. 
Für den Posten des Reichsschatzsekretärs fiel die Walıl 
auf den Grafen von Rödern, bis dahin Staatssekretär in 
Elsaß-Lothringen. 
Am 22. Mai vollzog der Kaiser, der damals für kurze 
Zeit im Berliner Schloß Bellevue residierte, die Ernennun- 
gen. Die Kaiserin sagte mir, sie bewundere meinen Mut. 
Als ich antwortete: „Was man muß, das kann man auch,“ 
176
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.