Entwicklung des Krieges
Regierung, die Armee und das Volk aus der Geneigtheit,
im geeigneten Zeitpunkt mit der Entente zu gehen, über-
haupt keinen Hehl mehr machten. Den Versprechungen
der Entente, die den Rumänen Siebenbürgen und Ungarn
bis zur Theiß in Aussicht stellte, vermochten wir nichts
annähernd Gleichwertiges gegenüberzustellen. Auch wenn
es gelang, die ungarische Regierung zu erheblichen Zu-
geständnissen an die ungarländischen Rumänen zu be-
wegen, auch wenn man die Rymänen auf Bessarabien
hinwies, selbst wenn man ihnen die Bukowina anbot,
was wollte dies besagen gegenüber der von der Entente
eröffneten Aussicht auf ein im Umfang und der Bevölke-
rung verdoppeltes Großrumänien! Zwar feilschte man um
Kleinigkeiten, so um das Banat, auf das auch Serbien An-
sprüche erhob; aber diese Differenzen waren nicht das
retardierende Element in den Entschlüssen der Bratianu
und Take Jonescu, sondern einzig und allein die mangelnde
Sicherheit des unbedingten Erfolges. Man wollte einer
starken russischen Hilfe für die Moldau, einer Deckung
gegen Bulgarien für die Walachei vergewissert sein, ehe
man sich entschloß, einzugreifen. Demgegenüber gabes für
die Mittelmächte nur ein Mittel, Rumänien draußen zuhalten
oder gar es auf ihre Seite zu bringen: wir mußten als die
Stärkeren erscheinen und in der Lage sein, auf Rumänien
einen unmittelbaren militärischen Druck auszuüben.
Auch in Bulgarien lagen die Verhältnisse für unsere
Diplomatie nicht leicht. Zwar war der Haß gegen Serbien
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