Full text: Der Weltkrieg. II. Band. (2)

Diplomatisches Ringen auf dem Balkan 
  
und Rumänien groß. Serbien hatte sich im zweiten 
Balkankrieg den in den ursprünglichen Abmachungen Bul- 
garien zuerkannten Hauptteil von Mazedonien angeeignet. 
Die bulgarischen Mazedonier aber waren seit langem die 
eifrigsten und tätigsten bulgarischen Nationalisten und 
spielten in Sofia eine große und einflußreiche Rolle. Die 
Rumänen hatten durch ihre Intervention das Schicksal 
Bulgariens im zweiten Balkankrieg entschieden und den 
Bulgaren die südliche Dobrudscha abgenommen. Aber auch 
mit Griechenland, das die Mittelmächte neutral zu halten 
wünschten und bisher mit dem König und gegen Venizelos 
neutral gehalten hatten, und mit der Türkei, die an unserer 
Seite kämpfte, hatten die Bulgaren Rechnungen zu be- 
gleichen. Griechenland hatte sich nicht nur in dem auch 
von den Bulgaren begehrten Saloniki festgesetzt, sondern 
den Bulgaren im zweiten Balkankriege die wertvollen 
Gebiete von Serres, Drama und Cavalla abgenommen. 
Die Türkei, die nach dem ersten Balkankrieg auf die Linie 
Enos-Midia zurückgedrängt war, hatte den zweiten Balkan- 
krieg benutzt, um sich Adrianopel sowie einen bis an die 
Maritza heran- und über die Maritza hinausreichenden Ge- 
ländestreifen wiederzuholen. Auch das war eine noch nicht 
vernarbte Wunde. Die Entente bot den Bulgaren Maze- 
donien und Thrazien an, war aber hinsichtlich Mazedoniens 
durch serbischen und griechischen Widerstand, hinsichtlich 
einer allzu starken Annäherung an Konstantinopel durch 
russische Empfindlichkeiten behindert. 
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