Diplomatisches Ringen auf dem Balkan
und Rumänien groß. Serbien hatte sich im zweiten
Balkankrieg den in den ursprünglichen Abmachungen Bul-
garien zuerkannten Hauptteil von Mazedonien angeeignet.
Die bulgarischen Mazedonier aber waren seit langem die
eifrigsten und tätigsten bulgarischen Nationalisten und
spielten in Sofia eine große und einflußreiche Rolle. Die
Rumänen hatten durch ihre Intervention das Schicksal
Bulgariens im zweiten Balkankrieg entschieden und den
Bulgaren die südliche Dobrudscha abgenommen. Aber auch
mit Griechenland, das die Mittelmächte neutral zu halten
wünschten und bisher mit dem König und gegen Venizelos
neutral gehalten hatten, und mit der Türkei, die an unserer
Seite kämpfte, hatten die Bulgaren Rechnungen zu be-
gleichen. Griechenland hatte sich nicht nur in dem auch
von den Bulgaren begehrten Saloniki festgesetzt, sondern
den Bulgaren im zweiten Balkankriege die wertvollen
Gebiete von Serres, Drama und Cavalla abgenommen.
Die Türkei, die nach dem ersten Balkankrieg auf die Linie
Enos-Midia zurückgedrängt war, hatte den zweiten Balkan-
krieg benutzt, um sich Adrianopel sowie einen bis an die
Maritza heran- und über die Maritza hinausreichenden Ge-
ländestreifen wiederzuholen. Auch das war eine noch nicht
vernarbte Wunde. Die Entente bot den Bulgaren Maze-
donien und Thrazien an, war aber hinsichtlich Mazedoniens
durch serbischen und griechischen Widerstand, hinsichtlich
einer allzu starken Annäherung an Konstantinopel durch
russische Empfindlichkeiten behindert.
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