56 HOie innere Entwicklungsgeschichte des Dreiverbandes.
der britische Premier Acequith das Vorhandensein
eines britisch-französischen Mittelmeer-Abkommene mili-
tärischer oder maritimer Natur. Und am 6. Mai starb
der britische König, der in konstitutionellen Formen als
tätigster Diplomat seines Landes die Einkreisung
Oeutschlands im Umherziehen besorgthatte: Eduard VII.,
den Asquith am 11. Mai vor dem Unterhaus in meister-
haftem Verdreben als Peacemaker, den Weltfriedens-
stifter, rühmte.
Ein Hauptstein des Anstoßes war damit bin-
weggeräumt: so viel war sicher. Aber eine wirkliche
Besserung der Verhältnisse wurde damit, das sollte sich
freilich erst viel später berausstellen, nicht erreicht.
Ja, man darf behaupten: die Lage verschlimmerte
sich sogar. Denn war man in Oeutschland angesichts
des anerkannt gefährlichen Einflusses König Eduards
auf seiner Hut gewesen, so war man nun, nach sei-
nem Tode, geneigt, die Dinge von der rosigsten Seite
zu betrachten. Hatte man noch im Februar 1909
den Aufenthalt des britischen Königs in Berlin richtig
als Schaumschlägerei ohne reellen Hintergrund einge-
schätzt, so ergab man sich jetzt zu unvermittelt der
bolden Täuschung, alle Gefahren, die den europäischen
Frieden bedroht hatten, seien mit einem Male ver-
schwunden.
Und das hatte die große Lüge von Potsdam
fertiggebracht. Lim 17. Oktober 1910 hatte der bri-
tische Gesandte in Teheran der persischen Regierung
angekündigt, seine Regierung werde zur Sicherung des
Handels in Südpersien Maßregeln durch eigene Macht-
mittel ergreifen, falls dort nicht innerhalb dreier Monate
die Rube wiederhergestellt sei. Diese britische Drohung
veranlaßte Rußland, das sie als eigenmächtigen Vor-
stoß und Verletzung des Abkommens von 1907 ansah,