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mancherlei Funde thun dar, daß man sich gern auch mit metallnen
Nadeln, Ringen und Spangen schmückt.
Schon aus diesen kurzen Ausführungen, welche uns die ge—
werbliche Thätigkeit bereits in etliche besondere Zweige getrennt
erkennen lassen, dürfte ersichtlich werden, daß Leben und Kultur
der Sorben, wenn auch noch in bescheidenen Schranken sich haltend,
doch immerhin über das niedere Niveau der Ursprünglichkeit eines
rohen Naturvolkes sich erheben und zu einer gewissen Höhe und
Vielgestaltigkeit sich entwickelt haben. Doch suchen wir unser Bild
von Land und Leuten mit kurzen Strichen noch etwas weiter aus—
zuführen, indem wir noch andere Verhältnisse in den Rahmen unserer
Darstellung hereinziehen.
Wir werden mit der Annahme nicht fehlgehen, daß eine solche
leidlich mannigfaltige Gewerbsthätigkeit mit Warenaustausch und
Handel sich verbindet, wennschon bei weitem nicht in dem Maße
und Umfange wie bei den Ostseeslaven, mit Handelsverkehr teils
im Lande selbst, teils auch mit den Nachbarvölkern und natur—
gemäß am leichtesten wegen der Stammesverwandtschaft mit dem
Osten und Norden. Die Handelsverbindung mit dem deutschen
Westen ist erklärlicherweise beschränkt. Wir hören von einer solchen
nur im unteren Elblande, und zwar bestimmt eine Verordnung Kaiser
Karls des Großen:), daß die fränkischen Kaufleute nur bis Barde-
wiek und Scheeßel im Lüneburgischen und bis Magdeburg zum Handel
mit den Wenden vorgehen dürfen, und daß der Verkauf von Waffen
und Panzern, nach welchen diese besonders eifrig trachten, nicht
stattfinden darf. Ob eigentliche Handels= und Heerstraßen unser
Sorbenland durchziehen, ist fraglich; doch giebt es gebahnte Wege,
welche den Verkehr von einer Ortschaft zur andern notdürftig ver-
mitteln und zwar aus guten Gründen mehr über die Höhen als
im Thale sich hinziehen. Größere feste Brücken finden wir noch nicht;
Heerhaufen werden auf Kähnen über den Fluß gesetzt; für den ein-
zelnen Wanderer giebt es Fähren, wie z. B. über die Elbe bei
Promnitz unweit Riesa, denn das bedeutet Fährstelle und wird auch
1234 als navale passagium bezeichnet. Nur über die kleineren
Flüsse und Bäche sind hölzerne Brückchen oder Stege geschlagen,
während der Wagenverkehr die Furten der Gewässer aufsuchen muß.
Unterkunft und gastliche Aufnahme findet der fremde Wanderer in
jeder Hütte; denn wie bei den Germanen, so bildet auch bei den Slaven
die Gastfreundschaft als eine durch die Natur der Verhältnisse gebotene
1) Capitulare von 805, bei Pertz, Mon. LL. I, 133.