in Braucht), und der mütterliche Schoß der Erde empfängt ent-
weder den Leichnam in Kleidung und Schmuck oder die Asche, die
in Urnen gesammelt ist, dazu Speise und Trank für den Toten.
Denn ein Leben nach dem Tode besteht auch nach der Anschauung
der Slaven, die Seele des Verstorbenen gilt für unsterblich und ent-
schwebt in die grünen Gefilde der Schatten, zum raj, dem Paradiese.
Mancherlei Festes) werden im Verlaufe des Jahres im An-
schluß an den Wechsel der Natur vom Volke gefeiert. Mit der
Wintersonnenwende beginnt die Herrschaft der dunkeln, feindseligen
Geister, der bösi, die man mit Opfern gnädig zu stimmen
sucht; dann folgt die Feier des allerfreuenden Frühlingsanfangs,
mit welchem die als Lichtgottheiten gedachten Naturkräfte, die bozi,
aus des Winters und des Todes Gewalt befreit werden; und auf der
Höhe der Naturentwickelung wird die Sommersonnwendfeier begangen,
die erklärlicherweise einen durchaus heiteren Grundcharakter trägt.
Überhaupt liegt die Hingebung an die volle Lust des sinnlichen
Daseins, der volle Genuß der Lebenslust in dem ganzen Wesen des
Volkes begründet. Gesang, Reigentanz und Spiel, Schmaus
und Trinkjubel entsprechen so recht der slavischen Volksseele und
werden auch zu Handlungen der Religion. Das Volk liebt den
Frohsinn und heiteren Genuß des Lebens, die Gemächlichkeit
und Ruhe des Friedens, so kriegerischen Geist auch eine Menge
von slavischen Personennamen ähnlich den germanischen atmet; es
ergötzt sich an Musik und Gesang, am schlichten Naturliede und
erhebt sich vielleicht auch schon am Heldenliede; es beweist eine ge-
wisse Leicht= und Schnelllebigkeit und Scheu vor der eigentlichen
harten und strengen Arbeit; und stark entwickelt ist eine übermütige,
kecke Spottlust und Derbheit, namentlich in Bezug auf körperliche
Gebrechen und Eigentümlichkeiten, welche in den Namen wiederholt
zu Tage tritt. Zu rühmen aber und mit Anerkennung hervorzu-
heben ist der scharf ausgeprägte Familiensinn, welcher schon in der
ganzen Anlage der Dörfer uns entgegengetreten ist, unverkennbar
aber sich auch in vielen Personennamen äußert, welche Ausdrücke einer
eigentümlichen Zärtlichkeit innerhalb des häuslichen Kreises darstellen.
Dies sind in kurzen Strichen die Grundzüge zu einem Bilde
des Lebens und der Kultur der alten Sorben, in solchen hauptsäch-
lichen Thätigkeiten, Anschauungen und Eigenschaften kennzeichnet
sich das Wesen und die Art jener alten Bewohner unseres Landes,
1) Krek S. 425 f.
2) Vergl. Krek S. 415.