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Bildung der slavischen Ortsnamen.
Die slavischen Ortsnamen sondern sich in zwei große Gruppen,
sind nämlich teils aus Personennamen, welche selbst ursprüng—
lich appellativen Charakter haben, d. h. auf allgemeine Gattungs= und
Begriffswörter zurückgehen, teils unmittelbar aus Appellativen
gebildet, womit der Boden und dessen Eigenschaften, das Wasser,
die Pflanzen= und Tierwelt, Aufenthalt und Beschäftigung der
Bewohner und sonstige dem Orte anhaftende, in die Sinne fallende
Eigentümlichkeiten näher bezeichnet werden.
I. Die Personennamen, auf welchen die Mehrzahl der
slavischen Ortsnamen beruht, sind in ihrer Bildung von überaus
mannigfaltiger Art. Die einfachen substantivischen oder adjectivischen
P#., welche die größere Zahl bilden, sind mit den verschiedensten
Suffixen versehen, ohne daß dadurch die Bedeutung wesentlich be-
einflußt würde; einige von diesen drücken eine Verkleinerung aus,
andere bezeichnen eine Eigenschaft oder Eigentümlichkeit als in
hohem und tadelnswertem Maße vorhanden. Es bedeuten also
B5l, Bölen, Blan, Blota, Bölek, Bélik, Bélos u. s. w. ohne
sonderlichen Unterschied „Weiße“. Die zusammengesetzten PMN. ent-
halten in ihrem zweiten Gliede stets ein Nomen, während das erste
von einem Nomen, einer Präposition, der Negation ne oder zu-
weilen auch einem Verbum gebildet wird; besonders die Namen der
ersten Gattung aber erleiden, ähnlich wie dies bei den deutschen
der Fall ist, öfters Verkürzung im zweiten Gliede und sogar noch
weiter greifende Zusammenziehung. So ist Boguslav = von Gott
Ruhm habend, Oso#z##sc, Kurzform Bogus, Bos; Naslav = ruhm-
voll, ’Ex#zen; Nerad — Unfroh, wie Ucalegon, O#c-a#ty#O
nicht achtend, unbekümmert; Pribyslav = dessen Ruhm sich mehrt.
Überdies treten auch deutsche Personen= sowie Völkernamen auf.
Die hieraus hervorgehenden Od., welche teils Substantive,
teils Adjective sind, weisen hauptsächlich die folgenden Suffire,
bez. Formen auf.
[a] Das asl. Suffix isti, Plur. isti, aus welchem letzteren tsch.
pol. altwendisch ici, ow. icy entstanden, fügt sich entweder
unmittelbar oder vermittelst der Silbe ov (ow) an den Stamm,
sodaß Patronymica entstehen, welche zunächst die Sippe, dann
die Ansiedelung der Familie der mit dem Grundnamen bezeich-
neten Person nennen, und welche den deutschen patronymischen
Namen auf zingen und zungen gleichstehen. Wie diese ursprüng-