abweichend von den beiden heutigen wendischen Mundarten, in
reicher Fülle vermittelt und erscheint mit manch wertvollem Stück,
das heute nicht mehr in Brauch ist. Und wenn man von diesem
mannigfaltigen Gewinn absieht, wird es jedenfalls schon willkommen
sein, das ganze flavische Namenmaterial aus der wirren Namen-
masse unseres Landes einmal herausgehoben und damit die Aus-
dehnung des alten Wendentums genau festgestellt zu sehen, wie es
nicht minder von Wert sein möchte, daß durch die umfassenden
urkundlichen Nachweise und wissenschaftlichen Erklärungen beim
Schwanken von Namensformen mehrfach eine wohlgegründete Fest-
legung derselben ermöglicht ist.
Eine systematische Verarbeitung des Gewonnenen, die Be-
trachtung der in den Ortsnamen gefundenen Personennamen in
Rücksicht auf das sich darin spiegelnde Volks= und Kinderleben,
sowie die zusammenfassende Behandlung der appellativen Ortsnamen
in Hinsicht auf das darin zum Ausdruck gekommene Gegenständliche,
dies alles, was für die Erkenntnis der altwendischen Kulturverhält-
nisse von wesentlicher Bedeutung ist, bleibt vorbehalten und kann
hoffentlich bei anderer Gelegenheit einmal noch nachgeholt werden.
Und so ziehe dieses Buch, die Frucht jahrelanger Sammlung
und Forschung, hinaus und sei zu freundlicher Aufnahme allen
empfohlen, die aus dem Getriebe der hastenden Gegenwart sich gern
in die stille Vorzeit flüchten, oder die in der anscheinend toten
Namenmasse, weil sie doch aus Wörtern besteht, denen stets Leben
und Bedeutung innewohnt, etwas Lebendiges und Sinnvolles zu
erkennen sich bemühen.
Döbeln, im Juli 1893.
G. Hey.