Literatur. 465
et vive dans sa condition; il faut qu’il vive agr&ablement... Mais n’adoptons point
ces spectacles exclusifs qui renferment tristement un petit nombre de gens dans un
antre obscur; qui les tiennent craintifs (?) et immobiles dans le silence et l’inaction;
qui n’offrent aux yeux que cloisons, que pointes de fer, que soldats, qu’affligeantes
images de la servitude et de l’in&galite. Non, peuples heureux, ce ne sont pas lA vos f£tes.
C'est en plein air, c’est sous le ciel qu’il faut vous rassembler.‘‘ Und nun schlägt er vor,
neben die schon bestehenden militärischen Revuen, Öffentlichen Preisveranstaltungen,
Bogenschießen einige andere zu setzen: gymnastische Wettkämpfe, Faustkampf,
Wettrennen, Diskuswurf und andere Leibesübungen, Wettfahrten von Yachten ; schließ-
lich aber und ganz besonders — öffentliche Bälle. Über die republikanischen Feste
siehe auch dessen Gouvernement de Pologne III. In der französischen Revolution
haben die Volksfeste bekanntlich eine große Rolle gespielt. Über Volksfeste zur Zeit
der Renaissance siehe JacoB BURCKHARDT, Die Kultur der Renaissance II. 8. Heute
beginnt man Volksfeste als Mittel „staatsbürgerlicher Erziehung‘ (s. die Note zu
S.437, Z. 13) zu verwerten. So in der Schweiz und in England (ERNST SCHULTZE,
Volksbildung und Volkswohlfahrt in England 1912, S. 141). Die besondere Bedeutung
der Feste für diese Länder hängt mit dem Tiefstand ihres Theaters zusammen, welchen
sie dem Calvinismus verdanken.
S. 444, Z.8 „L’art pour l’art““: Der Satz ist zuerst von VICTOR CouSIN in seinen
Vorlesungen an der Sorbonne ausgesprochen worden. Von neueren Vertretern dieser
Richtung sei nur OSCAR WILDE erwähnt, der gesagt hat: „Alle Kunst ist zwecklos.‘
Im Gegensatz dazu betonen zahlreiche andere Autoren schon seit der Antike (PLATON!)
daß die Kunst sittlichen Zwecken zu dienen habe. Vgl. JOHN RUSKINS zahlreiche
Schriften. Siehe auch v. SCHULZE-GAVERNITZ, Zum sozialen Frieden 1890, I., S. 399ff.;
H. WAENTIG, Wirtschaft und Kunst 1909, S. 6ff.; CHRISTIAN ECKERT in Schmollers
Jahrbuch XXXVI, 1906, S. 357 ff.
S. 444, Z. 15 Schönheit der Arbeit: Dieser Gedanke wurde zuerst von PROUDHON
ausgesprochen.
S. 444, Z. 24 Geistige Einheit der Kultur einer Epoche: Es möge hier nur im
Vorübergehen auf die besondere Wichtigkeit dieses Grundelementes der Soziologie hin-
gewiesen werden, welche den richtigen Kern der sog. „‚materialistischen Geschichtsauf-
fassung‘‘ in sich enthält. COMTE hat diese Erscheinung „Consensus‘ genannt. Andeu-
tungen derselben wie auch bereits die Bezeichnung finden sich übrigens schon im
18. Jahrhundert bei HERDER und anderen Gegnern der naturrechtlichen Doktrin. (Die
Idee des Naturrechtes enthält selbstverständlich die radikale Negation des ‚„‚Consensus‘,)
S. 445, Z. 3 Absprechende Urteile von Musikern und Dichtern über Fach-
genossen: Es ließen sich noch zahlreiche andere Beispiele anführen. Umgekehrt konnte
es in den ersten Dezennien des 19. Jahrhunderts nicht selten geradezu als der Nachweis
der Mittelmäßigkeit eines Dichters gelten, von Goethe belobt zu werden.
S. 445, Z.s „Das Genie, an das Rad der Gesellschaft geflochten‘“: Dies Wort
stammt aus HEBBELS merkwürdigem Gedicht: Die Gesellschaft. Über die Tatsache
selbst interessante Nachweise bei CESARE LOMBROSO, Der politische Verbrecher und die
Revolutionen. Übersetzt von H. KureiLA, Hamburg 1891.
5.446, Z.24 Fast regelmäßige Zugehörigkeit der deutschen Forscher zum akade-
mischen Berufe: In den deutschen Staaten speziell ist es ja schon so weit gekommen,
daß einerseits die Verweigerung der Habilitation als eine schwere Kränkung und Zurück-
setzung empfunden zu werden pflegt (man denke an Schopenhauer, an Karl Marx!),
und daß andererseits ein nicht den Universitätskreisen angehörender Gelehrter schwer
Beachtung findet. Eine Folge davon ist es, daß man sich kein G:wissen daraus macht,
bedeutenden Gelehrten Professuren als Sinekuren zu verleihen. Man erblickt darin
ein erlaubtes Mittel, um die wissenschaftliche Forschung zu fördern.
S. 446, Z. 34 Gefahr der Bedrohung der wissenschaftlichen Freiheit durch die
Regierungen: Diese Gefahr hat schon Spinoza vorausgesehen (Pol. Tract. VIII. $49). Aus
Kultur der Gegenwart. II. 8. 2. Aufl. 30