Deutschlands Stellung in der Weltwirtschaft 109
Das ist für beide Länder so wichtig geworden, weil die Eisenindustrie
mehr als irgendeine andere Industrie, mehr insbesondere auch als die
Baumwollindustrie, die Grundlage für wichtige Zweige der Fertigfabri-
kation darbietet. Solange Deutschland in der Eisenindustrie zurückstand,
konnte es sich auch in ihnen nicht entfalten. Als aber das Halbfabrikat,
insbesondere der Stahl, an Güte und Preis das ausländische Erzeug-
nis zum mindesten erreichte, da bot sich gerade hier ein besonders dank-
bares Feld für die Verwendung der hochgeschulten deutschen Arbeits-
kraft. Aoch in den Jahren 1900 bis 1907 haben mit einer Ausnahme
(1902) die Baumwollwaren in der deutschen Ausfuhrliste mit einem
Werte von 219 bis à32 Millionen Mark den ersten Platz eingenom-
men. Seit 1908 sind Maschinen, von denen wir 1880 erst für 42 Millio-
nen Mark und 1890 für 67⅛ Millionen Mark ausführten, mit immer
stärkerem Vorsprung an ihre Stelle getreten. 1907 stand die deutsche
Maschinenausfuhr im Werte von 387 Millionen Mark (bei einer Ein-
fuhr für 83 Millionen Mark) hinter der englischen im Werte von 627
Millionen Mark (bei einer Einfuhr für 67 Millionen Mäark) noch weit
zurück, 1912 war der englische Vorsprung eingeholt. Bei geringerer
Einfuhr führte Deutschland für 630,3 Millionen Mark aus gegenüber
631,6 Millionen Mark auf englischer Seite. 1913 war die deutsche Ma-
schinenausfuhr sogar auf 680,3 Millionen Mark angewachsen. Da mit
Sicherheit angenommen werden kann, daß der inländische Absatz von
Maschinen in Deutschland größer ist als in Großbritannien und Irland,
so war 1913 Deutschland auch in der Maschinenindustrie an der ersten
Stelle in Europa angelangt, wie ein Jahrzehnt zuvor in Roheisen und
zwei Jahrzehnte zuvor in Stahl.
An zweiter Stelle stehen in der deutschen Ausfuhrliste — ebenfalls
seit 1908 — Eisenwaren, worunter vor allem Fertigfabrikate mannig-
fachster Art verstanden werden. Sie erreichten 1913 einen Ausfuhrwert
von 652 Millionen Mark. Dazu kommen in besonderen getrennten
Posten Stabeisen, Eisenblech, eiserne Röhren, Eisendraht, Eisenbahn-
schienen, Roheisen, Luppeneisen, die zusammen einen weiteren Ausfuhr-
wert von 672 Millionen Mark aufweisen. An dritter Stelle führt unsere
Ausfuhrstatistik seit 1912 die Steinkohlen auf. Ihr Ausfuhrwert be-
trug 1913 516 Millionen Mark (bei einem solchen für Koks in Höhe
von 147 Millionen Mark) und hat sich damit dem englischen bis auf
etwa 300 Millionen Mark genähert. So erreicht die zu einer Einheit
eng verbundene deutsche Kohlen= und Eisenindustrie mit einem Ge-
samtausfuhrwert von mehr als 2,7 Milliarden Mark ein volles Viertel
der ganzen deutschen Ausfuhr. Kein Industriezweig eines anderen Lanu-