Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 3. Band. Die Medizinalpolizei (Fortsetzung). (3)

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wenn ein in denselben gebrachtes Licht fortbrennt. Ohne Licht 
oder Fackel muß übrigens Niemand sich in die Luft eines Brun- 
nens, Kellers oder einer Höhle, oder da, wo ein Bergwerk, 
ein Schwaden-Ausbruch ist, hineinwagen; denn nur dann, wenn 
die Flamme nicht mehr erlischt, kann er erst ohne eigene Lebens- 
gefahr zur Rettung des an einem solchen Orte Verunglückten 
seine Hilfe anwenden. 
Behandlung der vom Blitz Getroffenen. 
Die Wiederbelebungs-Versuche, welche im Allgemeinen nur 
selten von Erfolg sind, beginnen damit, daß man den Verun- 
glückten sofort an die freie Luft bringt, ihn entkleidet, in halb- 
sitzender Stellung in wollene Decken hüllt, oder noch besser 
(wenn es zu haben ist), in ein warmes Bad setzt, dann kalte 
Essigwaschungen der Brust und Kopfübergießungen mit frischem 
Quellwasser vornimmt, Riechmittel an die Nase hält, den Schlund 
mit einer in Essig oder Schwefeläther getauchten Feder reizt, 
Wasser mit Wein in den Magen spritzt, oder auch kalte Kly- 
stiere anwendet, indem man dabei Brust, Gesicht und Schläfe 
mit Branntwein wäscht, die Haut reibt und bürstet, Luft ein- 
bläst, und wenn es möglich ist, auch Electricität in Gebrauch 
zieht. Ob und wann Aderlaß vorzunehmen ist, kann nur der 
herbeigerufene Arzt entscheiden. Hilft dies Alles nicht bald, so 
bringt man die nackte Scheinleiche in ein Erdbad, indem man 
den ganzen Körper, mit Ausnahme des häöher zu legenden 
Kopfes, 1— 1½ Fuß hoch mit lockerer, frischer Erde bedeckt. 
In diesem Zustande verweilt sie 1½ —2 Stunden, wobei man 
die vorhergenannten möglicherweise anzuwendenden Belebungs- 
mittel fortsetzt. Kommt der Scheintodte zu sich, so reicht man 
ihm etwas Wein und Hoffmannstropfen, und der Arzt leitet 
die Nachbehandlung. 
Behandlung neugeborner, todtscheinender Kinder. 
a) Ist der Scheintod Folge von längerem Verweilen des 
Kopfes im Becken, von Umschlingung der Nabelschnur, von 
Zerreißung oder voreiliger Unterbindung derselben, und erscheint 
er endlich nach übereilten Geburten, so sieht das Kind dabei 
blauroth aus; das Gesicht ist ausgedunsen und die Augen stehen 
hervor. Hier muß sogleich eine Blutentziehung vorgenommen 
werden, indem man ein paar Eßlöffel voll Blut durch die 
Nabelschnur ausfließen läßt. Hierauf ist Reiben und Bürsten
	        
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