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aus einer Wunde eher von Vortheil als von Nachtheil. Ist
das Blut aus einer Wunde geronnen, so wische man es nicht
ab, denn es dient gleichsam als Schutz der Wunde; in ihrer
Umgegend kann man mit einem in kaltes Wasser getauchten
Schwamme oder mit weichen Leinwandlappen das Blut ab-
wischen. Mäßiges Ausssickern des Blutes aus einer Wunde ist nicht-
bedenklich. Hört die Blutung nicht von selbst auf, so lege man zusam-
mengelegte Leinwandstücke (Compressen) in eiskaltes Wasser ge-
taucht auf die Wunde, oder versuche die Blutung durch Aufdrücken
von Feuerschwamm zu stillen. Blutstillungsmittel sind auch
Wasser mit ½ Essig, Brantwein mit Essig, Weingeist mit Essig
und etwas verdünnter Schwefelsäure, Aufstreuen von Kolopho=
nium mit Mehl und etwas gepulvertem Alaune, oder von ge-
pulvertem Fichtenharze mit halb so viel gepulvertem arabischen
Gummi und etwas Holzkohlenpulver. Tritt aber die Blutung
in hellem, scharlachrothem, etwas hüpfendem Strahle oder
Stroine auf, dann suche man die Oeffnung, aus welcher das-
Blut strömt, durch Aufsetzen eines Fingers zu verstopfen und
halte sie so lange zu, bis statt des Fingers ein kleiner Knäuel,
ein Kügelchen von Werg oder zusammengerollter Leinwand, ein
Stück Feuerschwammes oder sonst etwas Passendes aufgesetzt
werden kann. Ein solcher Pfropfen, werde dann durch eine
Binde, Schnupftuch, Handtuch u. s. w. festgehalten. Ist die
Oeffnung, aus welcher der Blutstrahl kömmt, nicht zu finden,
so suche man die ganze Wundfläche mit Werg, Charpie oder
Feuerschwamm auszufüllen und diese Verbandmittel mit oben-
erwähnten Blutstillungsmitteln anzufeuchten oder zu bestreuen.
Kommt der hellrothe Blutstrahl aus dem Arme oder dem Beine,
so kann man das Blut dadurch zum Stehen bringen, daß man
das Glied oberhalb der Wunde durch einen Gurt oder Riemen
kräftig umschnürt. Der Transport schwer Verwundeter ge-
schieht am Besten auf einer mit Stroh belegten Tragbahre,
oder in einem Tragkorbe; im Winter auf Schlitten. Leicht-
verwundete können in Wagen transportirt werden.
Bei Wunden am Kopfe.
Ein am Kopfe Verwundeter muß stets so trausportirt
werden, daß der Kopf sanft unterstützt wird und keine Erschütte-
rung erleidet. Der Kopf soll hoch gelagert werden, nicht auf
der Wunde aufliegen. Ist der Verletzte bewußtlos, so sprengt-