Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 3. Band. Die Medizinalpolizei (Fortsetzung). (3)

449 
  
länglich bekannt, daß weder Kupfer noch Eisen von den schwa- 
chen Pflanzensäuren dieser Rüben während des Siedens ange- 
griffen wird. Dieses kann um so weniger geschehen, wenn die 
Geschirre während des Siedens der Rüben durch allmählig hin- 
zugegossenes Wasser so voll als möglich erhalten werden. 
Während einer Stunde ist nach den bisherigen Erfahrungen 
jede dieser Rübenart, in einem gewöhnlichen Waschkessel gesotten, 
hinlänglich weich geworden. Hätte man die geriebene Masse in 
schon vorher kochendes Wasser gebracht, so wäre eine halbe 
Stunde Zeit dazu hinreichend gewesen. 
Wer die Mühe des Reibens ersparen will, muß die Rüben, 
in Stücke zerschnitten, so lange kochen, bis sie breiweich werden, 
und sich alle ihre Theile mit der Hand leicht zer drücken 
lassen. Ueberhaupt ist das Zerschneiden der Rüben und 
besonders der Rangersen deswegen zu empfehlen, weil diese von 
dem Stampf= oder Reibeisen leicht grau gefärbt werden. 
Der hinlänglich weiche Brei wird ungesäumt ausgeschöpft, 
und in einer Kelter oder auf andere Weise ausgepreßt; aus der 
ablaufenden Flüssigkeit aber Branntwein gebrennt, nachdem 
sie durch einen kleinen Zusatz von Sauerteig oder Hefe in die 
zum Branntweinbrennen erforderliche Gährung übergegangen ist. 
Da diese wichtige Nebennutzung sehr beträchtliche Vortheile 
gewährt, so muß die ablaufende Flüssigkeit sorgfältig ge- 
sammelt und in kühlen Orten aufbewahrt werden, 
wenn ihre Verwendung zu Branntwein nicht sogleich anfangen 
kann. In diesem Falle gießt man die aufgesammelte Flüssigkeit 
in einen glasirten Oafen, und läßt sie darum bei mäßiger Kohlen- 
hitze allmählig abdampfen, bis ungefähr die Hälfte oder we- 
nigstens ein Drittel ihres ganzen Gehaltes abgedampft ist. In 
diesem Zustande läßt sich die verdichtete sehr füß schmeckende 
Flüssigkeit mehrere Tage aufbewahren und leicht versenden. 
Der ausgepreßte Brei wird in den Backtrog gebracht, und 
wenn er nicht fein genug sein sollte, darin noch einmal mit einem 
Nudelholze zerquetscht, sodann mit Sauerteig und mit dem nö- 
thigen Mehl zu einem Teige angerührt, oder wie die Bäcker 
sagen: eingemehrt, folglich die ganze Masse miteinan- 
der in Gährung gesetzt. Beim Netzen des Teigs ist dare- 
auf zu sehen, daß nicht zu viel Wasser zugegossen werde, weil 
ein zu stark genetzter Teig mehr Mehlzusatz beim Ausarbeiten 
— ——
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.