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stechenden und zugleich bittern Geschmack. Früher waren diese
Saamen, wie es scheint, häufiger im Gebrauche als jetzt; man
wendete sie äußerlich als Läusepulver an, oder gab sie auch
als Wurmmittel zu einigen Granen innerlich. Wie leicht selbst
die äußere unvorsichtige Anwendung des Pulvers schaden kann,
führt Plenk an, demzufolge ein solches Läusepulver bei einem
Jünglinge Raserei, und bei einem Säuglinge tödtliche Zuckungen
hervorbrachte.
Im Jahre 1819 entdeckten darauf Meißner in Halle, und
Pelletier und Caventon gleichzeitig in den Saamen des Ve-
ratrum Sabadilla ein Alcaloid, welches sie Sabadillin
nannten. Da dieses Alcaloid mit dem eigenthümlichen alca-
lischen Stoffe, den das Veratrum album Cinn. und das Col-
chicum autumnale enthält, identisch zu sein scheint; so wurde
dieses Alcaloid promiscue Sabadillin, Veratrin und Col-
chicin genannt. Wie es scheint ist das Alcaloid im Verat-
rum an einen Ueberschuß von Gallussäure gebunden, und bil-
det ein übersaures Salz. Die Wirkung des Sabadillins
ist nach Magendie ungemein energisch. Der Geschmack ist sehr
scharf, aber ohne Bitterkeit; eine auch noch so geringe Menge
dieser Substanz in den Mund genommen, erregt einen sehr
häufigen Speichelfluß. Zu einem Viertelgran eingenommen,
bringt das Sabadillin sogleich sehr starke Stuhlausleerung;
in etwas stärkerer Gabe erregt es mehr oder minder heftiges
Erbrechen, dem selbst Entzündung folgen kann.
Unstreitig erhalten die Sabadillsaamen durch dieses Al-
caloid ihre Hauptwirkung. Betrachten wir diese Wirkung näher,
so finden wir in ihr eine große Uebereinstimmung mit der
Wirkung der meisten Arzneikörper, die bisher mit Erfolg pro-
phylactisch gegen die Wuthkrankheit angewendet wurden. So
besitzt das Alisma plantago eine so bedeutende Schärfe, daß
man es frisch auf Wassergeschwülste legt, um Blasen zu ziehen;
die von Marochetti empfohlene Herba genistae tinctoriac besitzt
nicht minder vielscharfen Stoff, denn die Gebissenen bekommen
nach dem Thee dieser Pflanze, wenn er einigermassen saturirt
ist, heftiges Brechen und Laxiren; die Taxus baccata bringt
gleichfalls Brechen und Laxiren durch ihre Schärfe hervor,
und eben so ausgezeichnet sind durch ihr Principium acer
die Belladona, die Herba Anagallidis, die gebräuchlichen
Canthariden und die Maiwürmer.