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essig, selbst bei anhaltendem Kochen, aus einer glänzenden Me—
tallverbindung von Blei und Zinn gar kein Blei auflöst, weil
sich das Blei weder auf Kosten des Essigs, noch des Sauer-
stoffes aus dem Wasser oxydiren kann. Wohl aber köset der
Essig bei anhaltendem Kochen eine geringe Quantität von Zinn
auf, weil die Flüssigkeit etwas milchigt wird.
Wenn ein Zinn den vierten Theil Blei enthält, so wird es
dadurch zum Verzinnen fast gänzlich unbrauchbar, indem eine
so große Quantität Blei das Zinn verhindert, sich auf der
Oberfläche des Kupfers festzuhalten. Man kann in einem ver-
zinnten Gefäß, wovon das Zinn so viel Blei enthält, als nur
immer möglich, den besten Weinessig eine lange Zeit kochen,
ohne daß dadurch die geringste Gefahr einer Vergiftung ent-
stehen sollte, denn der Essig wird und kann vom Blei gar
nichts auflösen, weil er vorzugsweise seine Wirkung auf das
Zinn äußert; und wenn anch dieses letztere Metall durch einen
langen, anhaltenden Gebrauch der Gefäße ganz aufgelöst wäre,
was kaum denkbar ist, so würde der Essig dennoch das Blei im
metallischen Zustande nicht merklich angreifen und auflösen.
Hieraus geht hervor, daß die bleihaltige Verzinnung der Ge-
fäße gar nicht so gefährlich ist, wie man im Allgemeinen zu
glauben scheint, denn alle im Haushalte vorkommenden Säuren,
als: Essig, Citronensaft, Sauerkraut, Aepfel, Kirschen, und alle
sauren Früchte, sind nicht im Stande, aus einer Verzinnung,
welche Blei enthält, die allergeringste Quantität Blei aufzulösen.
Der zweite Punkt, worin der Medizinalreferent vorschlägt, das
Blei in dem in der Verzinnung gekochten Essig durch Kochsalz
zu entdecken, ergibt sich aus dem Vorstehenden von selbst als
irrig, weil in der Auflösung gar kein Blei enthalten sein kann.
Diese vorgeschlagene Prüfung des Bleies durch Essig ist daher
ganz wirkungslos und zu verwerfen.
Will man eine Verzinnung in Hinsicht auf Blei prüfen,
so ist das beste Mittel, die Metallverbindung in reinem, von
jeder Spur von Salzsäure befreiten Scheidewasser zu kochen.
Es bildet sich donn ein weißes Pulver, welches das Zinnoxhd
ist, und in der von diesem weißen Pulver abgesonderten Flüssig-
keit ist das Blei enthalten, dessen Gegenwart nun auf dreifache
Weise erprobt werden kann.
1) Durch eine Auflösung von schwefelsaurem Natron,
(Glaubersalz) in jene abgesonderte Flüssigkeit gebracht, erhält