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einen Knoblauchgeruch; die Auflösung desselben in Wasser wird
durch Hydrothionsäure gelb niedergeschlagen, kurz er zeigt alle
Reactionen der arsenigen Säure. Die beiden Papiere A und B
in den Marsh'schen Apparat gebracht, setzen an der Wasser-
stoffflamme eine große Menge von metallischem Arsenik ab,
was vorzüglich in einem hohen Grade der Fall war mit dem
Papier, welches man dazu verwendet hatte, im Bade Bocklet
Schlafzimmer Ihrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin zu
tapezieren. — In dem blassen Papier C konnten nur sehr
schwache Spuren von Arsenik wahrgenommen werden.
Es ist demnach keinem Zweifel unterworfen, daß die bei-
den beiliegenden grünen Papiere A und B mit einer nicht un-
bedentenden Menge von arsenikfaurem Kupfer, bekannt unter
den Namen: „Schweinfurtergrün, Mitisgrün, Wienergrün rc.“
bedeckt sind.
Da bekanntlich Kupferoxyd und Arsenik, vorzüglich letzterer,
auch in geringen Quantitäten höchst giftige Eigenschaften be-
sitzen, so lassen sich dergleichen Tapeten wegen des leicht ab-
zureibenden Staubes nicht ohne Gefahr für die Gesundheit
anwenden.
Die Gefahr ist zwar weniger groß, wenn die Tapeten
keine rauhe Oberfläche haben, sondern geglättet sind, wie dieß
mit dem beiliegenden Papiermuster A der Fall ist.
Unser hochverehrte College, Herr Geheimrath von Walther,
hatte vor einigen Jahren das stets kränkelnde Kind des hie-
sigen Hofmalers Stieler zu behandeln, welches in dem grün-
tapezirten Zimmer eines neugebauten Hauses lag. Herr Ge-
heimrath v. Walther wurde jedesmal beim Eintreten in das
Zimmer durch einen eigenthümlichen ihm unbekannten Geruch
überrascht. Er zog mich darüber zu Rath und aus meiner
mit den Tapeten angestellten Untersuchung ergab sich, daß sie
arseniksaures Kupfer in noch feuchtem Zustande enthielten.
Auf meinen Vorschlag wurde die grüne Tapete abgenommen
und durch eine mit unschädlichen Farben ersetzt, worauf das
Kind bald wieder hergestellt wurde.
Wenn auch nicht mit Sicherheit behauptet werden darf, daß die
Stärke oder der Leim, welche in der feuchten Tapete in Fäul-
niß gerathen, in solcher Weise auf die arsenige Säure einzu-
wirken vermögen, daß dadurch Arsenikwasserstoffgas, ein luft-
artiges, feinzertheiltes Gift entsteht, so scheint doch die Bil-