Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 3. Band. Die Medizinalpolizei (Fortsetzung). (3)

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Da die zu Kerzen bestimmte und hinreichend gereinigte 
Stearinmasse ein strahliges krystallinisches Gefüge hat, und in 
gewissem Grade zerreiblich ist, wodurch sie sich in ihrem äußern 
Ansehen vom Wachse zu sehr entfernt, so war man auf den 
Gedanken gekommen, diesem Uebelstande durch einen geringen 
Zusatz von weißem Arsenik abzuhelfen. Es wird aber dieser 
Zweck durch Pressen der Masse bei einer sehr niedrigen Tem- 
peratur, oder durch einige Prozente weißes Wachs und durch 
eine Abkühlung eigner Art eben so gut erreicht, weßhalb ein 
Zusatz von Arsenik vollkommen überflüssig wird, und auch wohl 
von keinem Fabrikanten mehr angewendet werden dürfte. 
Durch ein Schreiben der k. Regierung von Oberbayern 
dd. 21. November praes. 14. Dezember wurden der Akademie 
der Wissenschaften drei aus den Fabriken von Uhlmann und 
Schäzler in München und aus Mögeldorf bei Nürnberg ent- 
nommene Stearinkerzen zur Prüfung auf Arsenik-Gehalt mit- 
getheilt. 
Zwei hiezu designirte Mitglieder der mathematisch-physi- 
kalischen Classe vereinigten sich zu dem Ende im chemischen La- 
boratorium, um die genannte Untersuchung der mit dem Amts- 
siegel versehenen Kerzen vorzunehmen. 
Da sich nach der Angabe der englischen Chemiker die 
größte Menge des weißen Arseniks in dem obern Theil der 
Kerzen befinden soll, so wurden dieselben angezündet, und bald 
darauf wieder so ausgelöscht, daß noch ein lang rothglühender 
Docht zurückblieb, um den nach dem Auslöschen des Lichtes 
aufsteigenden Rauch hinsichtlich seines Geruches auf Arsenik 
zu prüfen; allein es konnte in den noch rauchenden Kerzen 
nicht die leiseste Spur von Knoblauchgeruch, resp. Arsenik- 
geruch, wahrgenommen werden. 
Hierauf wurden die zerschnittenen Kerzen, jede für sich, 
nebst dem Dochte mit heißem Wasser übergossen und damit eine 
Zeit lang gekocht, alsdann noch heiß filtrirt, wobei die Stearin= 
masse auf dem Filtrum zurückblieb. ODie filtrirte Flüssigkeit, 
welche nun das weiße Arsenikoxyd (arsenige Säure) aufgelöst 
enthalten sollte, war vollkommen klar, farblos und ohne Ge- 
schmack. Ein mit Schwefelwasserstoffgas gesättigtes Wasser brachte 
darin nicht die geringste Veränderung hervor, und selbst unter 
dem Zusatz von Salzsäure war keine gelbe Färbung in der 
Flüssigkeit, welche hätte auf gelben Schwefelarsenik (Operment)
	        
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