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hältnisse zu gestatten, daß saueres und anderweitig verdorbenes
Bier ausgeschenkt werde.
Die Speisen betreffend, ist besonders die Fleisch-, Brod-
und Obstbeschau strengstens zu handhaben.
Wo die Nahrungsmittel, besonders die Mehlspeisen, man-
gelhaft zubereitet, und dadurch höchst schwerverdauliche Gerichte
erzeugt werden, ist durch geeignete Belehrung auf eine bessere
Bereitungsweise derselben hinzuweisen.
Zu den verderblichen Einflüssen auf die Gesundheit gehört
in vielen Gegenden Niederbayerns besonders das zu häufige
und übermäßige Schnupfen des Brasiltabaks. Er bewirkt mit
der Zeit Geruchlosigkeit, einen fortwährenden entzündlichen Zu-
stand der Nasenschleimhant, tiefe Risse in der Gegend zwischen
Nase und Oberlippe, eine eigenthümliche Verzerrung der Gesichts-
züge, ein fahles und frühzeitig altes Aussehen, eine Wüstheit
des Kopfes, die zu immer häufigerm Genuß eines immer schär-
feren Tabaks auffordert, Schwäche des Magens, gestörte Ver-
dauung, und durch alles dieses eine tiefe Zerrüttung des ge-
sammten Gesundheitszustandes.
Die Polizei-Behörden und Physikate werden daher unter
Hinweisung auf die Ausschreibung vom 15. Dezember 1840
(Kreisintelligenzbl. von N.-B. 1840. St. 52 S. 704) wiederholt
aufgefordert, zur Beseitigung dieses für die Gesundheit so nach-
theiligen Mißbrauches des Brasilschnupfens nach Kräften mit-
zuwirken, und zwar um so mehr, als die Unsitte an manchen
Orten schon unter der Schuljugend Eingang gefunden hat.
Im Betreff der Unreinlichkeit ist besonders für Reinlichkeit
in den Straßen der Ortschaften Sorge zu tragen, der Abfluß
der Jauche von den Dungstätten gehörig zu überwachen und
die Landleute zu ermahnen, auch im Innern ihrer Wohnungen,
sowie hinsichtlich ihrer Bett= und Leibwäsche und überhanpt
ihrer Kleidung der größten Reinlichkeit sich zu befleißigen.
Es ist unglaublich, wie sehr auf dem Lande in der Regel
die Reinhaltung der Haut vernachlässiget wird; höchstens wer-
den zuweilen Gesicht und Hände gewaschen und die Haare ge-
kämmt, die bedeckten Theile des Leibes aber in ihrem Schmutze
gelassen. Es ist daher die Errichtung von Reinlichkeitsbädern
sowohl in Häusern als an Bächen und Flüssen möglichst zu
befördern und besonders bei der Jugend die Lust zum Baden
hervorzurufen.