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steuer war), in gewissem Sinn sich also aus der Vermögens-
steuer eine Grund- und Gebäudesteuer entwickelte.
Aber auch diese Schockkataster erwiesen sich bald als
höchst mangelhaft. Denn einmal waren sie von vornherein sehr
ungenau und unausreichend — eine Vermessung und Bewertung
(Bonitierung) der einzelnen Grundstücke entsprechend unserem
heutigen Stande der Technik kannte man nicht —, und dann
hatten die verheerenden Wirkungen der Kriege natürlich auch
zu vielen Abweichungen der Kataster von den wirklichen Ver-
hältnissen geführt. Deshalb sah man sich sogar genötigt, nach
und nach eine eigentümliche Klassifikation der Schocke in
sogen. volle und gangbare, ermäßigte, dekremente, ka-
duke und fehlende eintreten zu lassen. „Die Differenz zwi-
schen den vollen und gangbaren Schocken ist“ — so heißt es
bei v. Römer — ‚,‚dadurch entstanden, daß man 1. die Ansätze
einiger Grundstücke, weil entweder diese vom Anfange an zu
hoch gewürdert worden, oder aber durch Unglücksfälle sehr
heruntergekommen waren, ermäßigen mußte, und hierdurch
erhielt man eine beträchtliche Anzahl ermäßigter Schocke;
ja man sah sich sogar 2. genötigt, manche Ansätze vor der Hand
ganz zu erlassen und dadurch die dekrementen Schocke ein-
zuführen. Hierzu kam 3. daß viele Grundstücke völlige Wüstun-
gen wurden und ungebaut liegen blieben, und hieraus ent-
sprungen die kaduken Schocke; so wie es endlich 4. durch die
sonstige eigenmächtige Vereinzelung der Grundstücke und an-
dere Irrungen dahin gediehen ist, daß man viele in dem Steuer-
kataster von 1628 angegebene Grundstücke gar nicht aufzu-
finden weiß, wodurch denn die fehlenden Schocke erwachsen
sind.“2) — Mit Unterscheidungen dieser Art wurden die Ka-
taster i. J. 1688 erneuert.
Indessen hatte die durch den 30jährigen Krieg herbei-
geführte mißliche Finanzlage des Staates schon 1646 aber-
mals zur Einführung einer neuen direkten Steuer genötigt,
die, da sie nach !/,jährlichen Terminen erhoben wurde, Qua-
tembersteuer hieß. Diese Steuer, die in mancher Beziehung
—
1) S. den Bericht der 3. Deputation der II. Kammer in Landt.-Akten
1863/64, Beil. zur 3. Abt., 1. Bd. S. 314 ff.; auch Schimmelpfiennig a. a. O.,
Ss. 391. — Beschockte Gegenstände waren hiernach nur noch: „Wohn-,
1lof- und Wirtschaftsgebäude der Hufengüter von allen Größen bis auf
'/; Hufe herab; Viehstand, soweit er zur Grundnutzung gehörte, und
Schäfereien; Güärtnerhäuser mit etwas Feld oder Gärten; Häuser ohne
weiteren Grundbesitz; Ackerfelder; Gärten; Wiesen; Hutungen; Leeden
oder Sandfelder; Weinberge; Waldboden nach Scheffel Aussaat; Teiche
nach Schock Karpfen; Mahl-, Öl-, Wasser- und Windmühlen in bezug auf
ihre Grundfläche, Wohn- und Wirtschaftsgebäude; Häuser in den Städten,
unter Absetzung der Schocke von den Braugerechtigkeiten; Gast- und
Schanknahrungen, Badereien, Kavillereien usw.“ (Schimmelpfennig).
2) v. Römer a. a. O., 2. Bd. S. 568 ff. S. auch Schimmelpfennig a. a. O.,
S. 391 ff., wo jene Arten der Schocke sehr eingehend dargestellt sind. S.
ferner die Darstellung in der Zeitschr. des Statist. Bur. 1858, S. 3 ff.