Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

Im Reichstage (1870 bis 1874) 121 
Er sagte, Bismarck, bei dem er heute war, habe ihm gesagt, daß er mir 
schon Instruktionen gegeben habe. Er wünsche, so gute Beziehungen als 
möglich mit Frankreich zu erhalten. Bismarck lege besonderes Gewicht 
darauf, daß Frankreich nicht zu stark und bündnisfähig werde. Das sei 
ganz gut. Doch sei es nicht möglich und anständig, daß wir selbst darauf 
hinarbeiten sollten, daß Frankreich zerrüttet werde und in Unordnung 
gerate. Dann sprach er von den Bonapartisten. Der Kaiser Alexander 
und Gortschakow hätten ihm gesagt, daß die Bonapartes an Terrain 
gewännen, ohne aber anzugeben, worin das bestände. „Uns kann es ja 
ganz. recht sein, wenn die wieder ans Ruder kommen, nur weiß ich nicht, 
wie der junge Mann von achtzehn Jahren ein Land wie Frankreich 
regieren soll.“ Der Kaiser meint, es wäre gut, wenn noch einige Jahre 
vergingen, damit der junge Napoleon so viel älter würde. Ich erzählte 
dann meine Unterredung mit Napoleon vom Jahre 1867, ) die den Kaiser 
sehr interessierte. Dadurch kam er auf ein Gespräch, welches er damals 
mit Nigra hatte. Er sagte Nigra in der Absicht, daß es Napoleon wieder 
erzählt werden möchte, folgendes: „Ich werde die Einheit Deutschlands 
nicht erleben, vielleicht auch nicht mein Sohn. Aber kommen wird sie. 
Wenn dann Napoleon diese zu verhindern sucht, dann wird er sich ins 
Verderben stürzen.“ Das wurde Napoleon erzählt, der darauf sagte: 
„Do irrt sich der König. Ich werde diesen Fehler nicht begehen.“ „Und,“ 
schloß der Kaiser, „es ist doch so gekommen, wenn auch ohne die Schuld 
Napoleons.“ 
Dann sprach er über Arnim, augenscheinlich unter dem Eindruck der 
eben gehabten Unterredung mit Bismarck. 
Am Schluß dankte er mir für das Opfer, das ich brächte, indem ich 
nach Paris ginge: „Die Fürstin wird es auch empfinden.“ Ich sagte, 
kein Opfer sei mir zu groß, wenn ich ihm dienen könne. Ich sei hoch- 
geehrt durch sein Vertrauen und danke ihm für die Ehre, die er mir er- 
wiesen habe. So schloß die Konversation mit der Versicherung des 
Kaisers, daß er volles Vertrauen in mich setze. 
Noch ist zu merken, daß der Kaiser mir auftrug, den Marschall 
Mac Mahon von ihm zu grüßen. Ebenso der Kronprinz. 
  
1) Bd. I S. 258.
	        
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