Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

Im Reichstage (1870 bis 1874) 11 
„Eminenz erlauben mir einige Worte über die sogenannten Konzils- 
angelegenheiten. Der wichtigere Teil des Episkopats geht heute nicht in 
die Sitzung. 
Wenn ich auch in bezug auf die Frage der Infallibilität mich ganz 
mit dem Cardonischen Werke einverstanden erkläre, so würde ich mit „non 
placet“ gestimmt haben, da die Frage nicht opportun ist und nicht con- 
ciliariter verhandelt wurde und ich nicht mit schuld haben will an dem 
Unglück, daß so viele Seelen irre gemacht werden an dem Glauben — 
durch dies Vorgehen. 
Dann ist aber das Konzil gar nicht mehr Konzil, es ist höchstens 
legaliter zusammenberufsen worden, aber von dem Tage an, wo der 
zmethodus“ u. s. w. uns oktroyiert wurde, hörte der konziliarische Be- 
stand dieser traurigen Versammlung auf. Das Schlimmste aber kommt noch. 
Denn es ist feierlich sogar in dem „Giornale di Roma“ bekanntgemacht 
worden (Sonnabend den 16. Juli), „daß das Konzil weder suspendiert 
noch prorogiert werde“. Unterdessen bis zum November werden dann 
und wann einige Sitzungen stattfinden mit einigen jesuitischen Bischöfen 
als Repräsentanten des Episkopats. In diesen Sitzungen kann man sich 
denken, was alles bestimmt wird. Vielleicht wird darin die Unfehlbarkeit 
der Jesuiten und aller ihrer Schliche ausgesprochen, jedenfalls das, was 
man dem jetzt hier anwesenden Episkopat nicht vorzulegen wagte. Diese 
Eventualität bitte ich im Auge zu behalten und auch Ihren bischöflichen 
Mitbrüdern zu bedenken zu geben, damit sie, wenn sie in ihren Diözesen 
zurück sind, schon darauf gefaßt und vorbereitet sind.“ 
Soweit mein Brief an Kardinal Schwarzenberg. Es ist traurig 
genug, daß man so sprechen muß, und ich bin von einem so intensiven 
Schmerz im Innersten der Seele durchdrungen, daß ich es kaum aushalten 
könnte, wenn ich nicht den Trost in der heiligen Messe hätte. Und der 
arme Papst, der, wie mir Visconti noch gestern sagte, nun „diventato 
schiavo dei Gesuiti come mai Papa lo fl "“ 
Der Ausbruch des Kriegs führte den Fürsten im Juli 1870 nach 
München zur Teilnahme an den Verhandlungen der Kammer der 
Reichsräte. 
Am 18. Juli brachte die bayrische Regierung bei der Kammer der 
Abgeordneten einen Gesetzentwurf ein, durch welchen „für den Fall der 
Unvermeidlichkeit des Kriegs“ zur Aufstellung des Heeres ein einmaliger 
außerordentlicher Kredit von 5600 000 Gulden und ferner für die Dauer des 
über den Friedensetat erhöhten Bedarfs zum Unterhalt des Kriegsetats 
der erforderliche Zuschuß zu dem Friedensetat gefordert wurde. Am 
19. Juli wurde das Gesetz von der Kammer der Abgeordneten mit 101
	        
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