Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

Botschafter in Paris (1874 bis 1885) 199 
schildsche Geschichte und andres. Eines Tags hätten sie ganz heiter über 
gleichgültige Dinge gesprochen, endlich sei Arnim aufgestanden und nach 
der Tür gegangen, habe sich dann noch einmal umgedreht und gesagt: 
„dJ'ai oublié de vous dire une chose. Rappelez-vous bien que je vous 
défends de vous emparer de la Tunisie!“ Decazes habe die Sache 
ins Komische ziehen wollen und einige Scherze gemacht, worauf Arnim 
nochmals mit Nachdruck wiederholt habe: „Oui, je vous le défends.“ 
Bezüglich dieser Aeußerung Arnims habe ich die Akten nachgesehen. 
Danach war Arnim allerdings gewissermaßen befugt, jene Aeußerung zu 
tun. Mit den darauf bezüglichen Erlassen aus dem Dezember 1873 steht 
aber des Fürsten Bismarck mir gegenüber mündlich ausgesprochene Meinung 
im Widerspruch, nach der es für uns keineswegs nachteilig wäre, wenn 
Frankreich sich in Tunis weiter engagierte. 
Paris, 31. August 1876. 
Gräfin Fontenille, die sich im Skating das Bein gebrochen hat und 
die ich mitunter besuche, erzählte mir gestern von der bevorstehenden Heirat 
des Prince de Chimay mit Mademeoiselle Lejeune. Deren Vater, Herr 
Lejeune, ist der Sohn des natürlichen Sohnes eines gewissen Michel, den 
man wegen eines Kriminalprozesses, in welchen er verwickelt war, „Michel 
T’assassin“ nannte. Ich kenne die Geschichte nicht. Natürlich ist der 
Faubourg über diese Verbindung entrüstet, die denn noch schlimmer ist 
als die Heirat des Fürsten Radziwill mit Mademoiselle Blanc. Niemand 
soll auch vergnügter über die Heirat des Prinzen Chimay sein als der 
junge Radziwill. Zuerst wollte Chimay Mademeiselle Blanc heiraten. 
Er machte aber die Bedingung, daß im Heiratsvertrag dreißigtausend 
Franken jährlich ausgesetzt würden, die einer seiner Freunde zu einem 
bestimmten wohltätigen Zwecke verwenden werde. Dieser Zweck war kein 
andrer, als für Madame de Girardin, mit der der Prinz Chimay seit 
Jahren gelebt und von der er zwei Kinder hat, eine Rente zu kon- 
stituieren. Mademoiselle Blanc erfuhr dies und brach deshalb die Heirat 
ab. Mademoiselle Lejeune war weniger skrupulös und akzeptierte die 
Rente für Madame de Girardin und die Kinder ihres Gemahls. Chimay 
fragte den Duc de Bisaccia, ob er seine Frau empfangen werde. Dieser 
bat sich Bedenkzeit aus, und als Chimay wiederkam, sagte er ihm, seine 
Frau könne sich nicht dazu entschließen. Bisaccia meinte aber, die Zeit 
werde manches ändern et si vous pouviez voyager 14 ou 15 ans, 
peut-etre tout s'arrangerait“. Dieser Termin für die Hochzeitsreise schien 
aber dem jungen Manne etwas lang, er verzichtete also auf die Aussicht 
und will seine junge Frau, die sehr häßlich sein soll, nächsten Winter 
hier ausführen. Da der Vater zwanzig Millionen besitzt und der Tochter
	        
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