Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

Botschafter in Paris (1874 bis 1885) 203 
in Bosnien einrücken und dieses Land behalten wird. Andrässy tut dies 
ungern, aber immer lieber als ein serbisches Königreich entstehen zu 
lassen. 
Ich fragte dann nach seiner Ansicht über die Ausstellung. Er ist 
entschieden dagegen, daß Deutschland sich beteilige und daß wir etwas 
dafür bewilligen. Solange Deutsche in Frankreich schlecht behandelt 
würden, weil sie Deutsche seien, könne Deutschland nicht mittun. „Aber,“ 
sagte er, „ich streite mich nicht darüber, da ich ja gar nicht weiß, wie 
lange ich noch Minister sein werde.“ Ich machte darauf aufmerksam, daß 
die Enthaltung jetzt einen schlechten Eindruck machen werde, nachdem die 
Zeitungen sich günstig ausgesprochen hätten und dies die Hoffnung erregt 
habe, daß wir mittun würden. Das machte aber keinen Eindruck. Bis- 
marck sagte, das sei gleichgültig. Er verhehle sich nicht, daß unter den 
Beamten und Ministern viele Stimmen für die Beteiligung seien. 
Ich sprach dann noch von Gontaut und dessen Ersetzung. Bismarck 
sagte, er werde nicht mit Gontaut verkehren. Gontaut habe sich mit der 
Kaiserin eingelassen, und dadurch sei er nicht mehr vertrauenswürdig. Ich 
fragte, ob ihm Noailles recht sei. Er überlegte es und sagte, die Frau 
werde doch unüberwindliche Schwierigkeiten in Berlin finden. Fournier 
wäre ihm recht, ebenso St. Vallier und Dutreil. Ich nannte auch Lambert 
St. Croix, der ihm ohne Zweifel zusagen würde. 
Mit der Kommandierung Philipp Ernsts nach Paris ist er ein- 
verstanden. 
Abends kamen noch Telegramme an; Werther telegraphiert, daß die 
Pforte sich übermorgen erklären werde. Die Engländer hoffen, die Pforte 
doch wieder zum Nachgeben zu bestimmen. Ich fragte, ob ich nach Paris 
zurückgehen sollte, was er verneinte. Es komme nicht darauf an, die 
französische Regierung zu bestimmen oder abzuhalten, da die Franzosen 
jetzt doch nichts tun wollten. Stolberg und Schweinitz seien auf ihren 
Posten nötig. In Paris sei ich jetzt nicht unbedingt nötig. 
Berlin, 8. November 1876. 
Ueber die Frage der Beteiligung Deutschlands an der Pariser Aus- 
stellung sind die Meinungen geteilt. Die Süddeutschen neigen mehr dafür, 
die Norddeutschen sind dagegen. Im Auswärtigen Amt weht der Wind 
für die Ausstellung feindlich. Ich habe gesagt, mir ist es gleich, nur 
soll man sich bald entscheiden. Der Reichstag würde, wenn Bismarck 
will, die Kosten bewilligen. Wenn Bismarck nicht will, wird man sich 
freuen, sechs Millionen zu sparen. Ich glaube also, daß wir uns nicht 
beteiligen. Die Folgen werden für mich persönlich in Paris nicht angenehm 
sein. Allein ich kann nichts machen.
	        
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