Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

Botschafter in Paris (1874 bis 1885) 207 
der Auflösung der Kammer nichts gewinnen würde, da das Land ihm 
nicht recht geben würde. Die Wahlen, meint er, würden jetzt nicht besser 
ausfallen. Man müsse warten, bis das Land mit den Radikalen unzu- 
frieden sei. 
D'Harcourt sagte mir noch, daß der Marschall wünsche, Dufaure 
möchte das neue Ministerium bilden, und es sei immer noch möglich, daß 
dies gelinge. 
7. Dezember. 
Abends im Elysée. Dort große Aufregung. Der Plan, das Mini- 
sterium zu behalten, scheitert an den Forderungen, die die Linke an das 
Ministerium stellt. Heute Abend Versammlung der Delegierten der Linken 
bei Grévy. Thiers ist gegen die Bildung des Ministeriums Duclerc. Er 
arbeitet daran, wie Decazes sagt, den Marschall zu stürzen, und hintertreibt 
die Bildung des Ministeriums. Er wollte heute die Beratung des Budgets 
hintertreiben, wurde aber geschlagen, da die Kammer sich für die Beratung 
entschied. Decazes ist noch entschlossen und ruhig, d'Harcourt nervös. 
Morgen wird sich die Sache entscheiden. 
Wir sprachen dann über Gontaut. Decazes behauptet, er hätte 
Gontaut nicht nach Rom versetzen können, weil gerade damals der Kaiser 
Gontauts Bleiben in Berlin verlangt habe! Doch gab er zu, daß das 
nicht hindere, daß man Gontaut von Berlin wegtun müsse. Das macht 
die Sache schwierig, daß Kaiser und Kanzler gegeneinander arbeiten. 
Ich teilte dann Decazes meinen Auftrag wegen der Ausstellung mit. 
Er behauptet, die fremden Aussteller könnten nicht abgewiesen werden. 
Als ich ihm sagte, sie müßten dort einen Kommissär haben, sagte er: 
Nein, nur einen Kommissionär. Es gebe eine Abteilung „Varia“, wo 
alle die ausstellen könnten, deren Regierungen sich als solche an der Aus- 
stellung nicht beteiligten. Davon wollte er nicht abgehen, obgleich ich ihm 
sagte, daß wir die Ausstellung der Elsaß-Lothringer als eine Verletzung 
des Friedensvertrags ansehen müßten. Ich werde noch deutlicher darauf 
zurückkommen müssen. Vielleicht wird eine energische Verbalnote nötig sein. 
Paris, 6. Januar 1877. 
Madame Waddington hat zu Arco gesagt, die Marschallin habe ge- 
äußert, Paris werde in diesem Winter wenig gesellige Vereinigungen 
haben. Sie selbst werde nur zwei Bälle geben, und auf den Botschaften 
werde auch nicht viel sein. In der deutschen Botschaft werde man 
wohl nichts geben, weil die „relations un peu tendues“ seien zwischen 
Deutschland und Frankreich. 
Nachdem man durch die Ablehnung der Beteiligung an der Aus- 
stellung kundgegeben hat, daß man in Deutschland keinen Wert auf gute
	        
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