Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

304 Botschafter in Paris (1874 bis 1885) 
Geht Seine Majestät darauf nicht ein, so würde das Staats- 
ministerium diejenigen Maßregeln zu ergreifen haben, die der Herr Kultus- 
minister in seiner Denkschrift vorschlägt. 
An den Reichskanzler.!) 
Berlin, 2. November 1880. 
Eurer Durchlaucht beehre ich mich gehorsamst anzuzeigen, daß ich von 
meiner Krankheit so weit genesen bin, daß ich wieder ausgehen kann. Da 
mir aber der Arzt jede geistige Anstrengung so lange verboten hat, als 
die noch vorhandene Schwäche andauert, so sehe ich mich außerstande, die 
Geschäfte des Auswärtigen Amtes wieder zu übernehmen, und ich glaube 
auf die Zustimmung Eurer Durchlaucht rechnen zu dürfen, wenn ich, der 
Einladung meines Bruders folgend, auf einige Zeit, bis ich wieder arbeits- 
fähig bin, nach Rauden gehe. Ich denke, daß ich in vierzehn Tagen bis 
drei Wochen so weit sein werde, um, wenn auch nicht die Geschäfte des 
Auswärtigen Amts, doch die der Botschaft in Paris, sofern dies mit den 
Intentionen Eurer Durchlaucht übereinstimmt, wieder übernehmen zu 
können. 
Sobald ich von Rauden zurückkehre, werde ich mich Eurer Durch- 
laucht zur Verfügung stellen und würde sehr dankbar sein, wenn es mir 
dann gestattet wäre, die Weisungen Eurer Durchlaucht persönlich in 
Friedrichsruh zu empfangen. 
Fürst Bismarck an den Fürsten Hohenlohe. 
Friedrichsruh, 3. November 1880. 
Eurer Durchlaucht danke ich verbindlichst für Ihre mir soeben zu- 
gehenden Zeilen vom gestrigen Tage, und freue mich herzlich, aus den- 
selben zu entnehmen, daß die Krankheit, von der ich mit der lebhaftesten 
Teilnahme Kenntnis erhalten, nach Ihrem eignen Gefühl gehoben ist. Es 
ist natürlich, und Seine Majestät der Kaiser wird gewiß damit ein- 
verstanden sein, daß Eure Durchlaucht zunächst einige Erholung suchen, 
um die verlorenen Kräfte wiederzugewinnen. Daß Sie demnächst, sobald 
es Ihre Gesundheit erlaubt, von der Pariser Botschaft wieder Besitz er- 
greifen, ist, von andern Rücksichten abgesehen, ein budgetmäßiges Bedürf- 
nis, um die Zahlbarkeit aller Bezüge des Pariser Postens wieder in Fluß 
zu bringen. Auch der kürzeste Aufenthalt Eurer Durchlaucht in Paris 
würde dafür genügen und einer Erneurung des Urlaubs sicher nichts 
im Wege stehen, sobald Ihre Gesundheit es wünschenswert macht. Sie 
  
1) Fürst Hohenlohe war durch Krankheit vom September ab dienstunfähig 
gewesen.
	        
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