Botschafter in Paris (1874 bis 1885) 331
und die zwei Neffen Grévys, endlich den unvermeidlichen jüdischen Haus-
freund Grévys, Herrn Dreyfus, alle in Jagdkostüm, die meisten in blauen
Röcken. Dann erschien noch ein kleiner alter Herr, der wie ein ober-
schlesischer Landpfarrer aussah und der mir als Jagdleiter des Herrn
Grévy vorgestellt wurde, ein Herr Mesquitte, Gutsbesitzer in Rambouillet.
Endlich kam auch der Präsident. Nun ging es zum Frühstück, das ziem-
lich lange dauerte. Nachher wurden Zigarren verteilt, und der Präsident
sagte: „Eh bien, Messieurs, nous pourrions nous mettre en route.“
Es war inzwischen 12 Uhr geworden. Wir fanden im Hofe zwei Omnibusse,
in die wir uns setzten. Ich mit Grévy, Fernan Nunnez, Pherekydes
und Mesquitte. Unterwegs ward von allerlei gesprochen. Grévy hielt
uns einen Vortrag über Napoleon I. und seine Marschälle. Der Weg
ging durch das Bois nach St. Cloud, an Beauregard vorbei, nach dem
Park von Marly. Hier fanden wir die Treiber und gardes-chasse auf-
gestellt. Ein Inspecteur des foréts (Oberförster) wies uns unfre Plätze
an. Man begann mit einer Streife über das Feld, wo es, besonders
nahe einem Wald, von Kaninchen wimmelte. Ich schoß in diesem Treiben
siebzehn. Dann kam ein Standtrieb auf Fasanen. Hierauf wechselten
Streifen mit Standtrieb. Das Wetter war leidlich, ab und zu goß es.
Mit der Dämmerung schloß die Jagd. Wir hatten 340 Stück geschossen,
darunter 95 Fasanen, 23 Hasen, 14 Rehe, ein Feldhuhn und einen rale
oder Wachtelkönig. Der Rest Kaninchen. Ich schoß am meisten, gerade
60 Stück, nämlich 24 Fasanen, 34 Kaninchen, einen Hasen und den
Wachtelkönig.
In einem Försterhaus zog sich Herr Grévy um. Dann wurde die
Strecke gemacht, nicht um sie zu betrachten, sondern um die verschiedenen
Kisten zu packen, in denen das Wild verteilt wurde. Hier ist es Sitte,
den Jagdgästen einen Teil des Wildes zu schicken. Diese Packerei dauerte
eine Stunde. Endlich saßen wir wieder im Omnibus und kamen um
7 Uhr im Elysée an, wo wir uns von Herrn Grévy verabschiedeten und
nach Hause fuhren.
Paris, 18. Dezember 1882.
Ich sprach heute mit Duclerc über Aegypten. Ueber den Stand der
Verhandlungen wollte er nichts sagen. Ich sah aber, daß er voraussieht,
daß nichts zustande kommen wird. Daß die Engländer Schwierigkeiten
in Madagaskar machen, verneint er. Frankreich vertrete dort so gut die
englischen Interessen wie die eignen. Nur ein Teil der englischen Politiker,
der unter dem Einfluß der Missionsbestrebungen stände, sei gegen Frank-
reich, die Regierung nicht. In der ägyptischen Frage werde England
sehen, daß sein Vorgehen ihm keinen Nutzen bringen werde. Europa