Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

336 Botschafter in Paris (1874 bis 1885) 
morgen bei Ferry esse, so schlug ich ihr vor, am Freitag in der Botschaft 
zu essen. Das nahm sie an, will aber ein kleines Diner haben. Am 
Donnerstag werde ich der Kronprinzessin ein Diner in St. Germain geben. 
Paris, 24. Mai 1883. 
Gestern Nachmittag 3 ½ Uhr kam die Kronprinzessin auf die Bot- 
schaft. Die Herren wurden vorgestellt, worauf der Cercle ziemlich lange 
teils im Garten, teils in der Bibliothek abgehalten wurde. Nachher fuhr 
die Kronprinzessin in die Ausstellung ohne mich, und abends sah ich sie 
nicht, da ich bei Ferry aß. Die Prinzessin Viktoria fuhr mit einer Hof- 
dame, Villaume und Vitztum ins Hippodrom, wo sie sich sehr gut unter- 
halten haben soll. Heute Mittag gab Lord Lyons der Kronprinzeß einen 
Lunch, da er sie nicht zu Mittag einladen kann wegen des Festdiners, 
das er der englischen Kolonie gibt. Heute um 5 ½ Uhr wird also die 
Partie nach St. Germain unternommen, der ich mit einiger Besorgnis 
entgegensehe. Landpartien mit höchsten Herrschaften sind nicht gerade zu 
den Annehmlichkeiten des Lebens zu rechnen. 
Sonnabend reisen die Herrschaften wieder ab. 
Paris, 27. Mai 1883. 
Am Freitag dem 26. war das Diner zu Ehren der Kronprinzessin. 
Da die Prinzessin vorzog, unten zu essen, so wurden die Salons mit 
Blumen verziert und auch Lampen im Garten bestellt. Der Tag war 
schwül, und ein Gewitter drohte. Doch hielt sich das Wetter. Ein- 
geladen waren außer dem Gefolge der Kronprinzessin Lord Lyons, Mister 
und Mistreß Plumkett, Ch. Villiers, der englische Militärattache, Frau von 
Bornemann und die sämtlichen Herren der Botschaft. 
Das Diner verlief ganz gut. Um 10 ½ Uhr gingen die Herrschaften 
nach Hause. 
Paris, 1. Juli 1883. 
Für gestern Abend hatte ich eine Einladung der Marquise de Saint 
Clou, die ganz in unsrer Nähe wohnt, angenommen. Es stand auf der 
Karte „musique ". Ich fand bei der Marquise einen schwach beleuchteten 
Salon und eine etwas somnolente Gesellschaft. Der Herzogin von Mire- 
poix, die ich wahrscheinlich schon kannte, ließ ich mich vorstellen. Sie 
zeichnete sich durch blendend weiße Strümpfe aus, die in Schuhen steckten, 
die fast an Tatschen erinnerten. Dann kam der Herzog, der sich mir vor- 
stellen ließ und mit Rührung von Arnim sprach. Von andern Ein- 
geladenen waren da Madame de Reculot, Madame de Croy, Madame 
de Roche-Aymon, de Janzé u. a., dann Gurowsky, Arthur Meyer und
	        
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