Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

344 Botschafter in Paris (1874 bis 1885) 
ailleurs“. Das leuchtete dem Türken ein. Von Gladstone sagte er: „Ein 
Redner, aber ein dummer Kerl.“ 
Nachmittags Spazierfahrt im Walde mit Rantzau, der seine Jagd- 
passion bekundete, worauf ich ihn einlud, im nächsten Jahre bei uns in 
Aussee zu jagen. 
Abends nach Hamburg. Schluß= und Abschiedsworte Bismarcks: 
„Behandeln Sie den Knaben Absalom fein glimpflich.“ 
Berlin, 29. Oktober 1883. 
Gestern Nachmittag von Friedrichsruh zurück. Heute Unterredung 
mit Baron Cohn, der ein bayrisches Großkreuz zu haben wünscht. Dann 
den Vormittag Briefe geschrieben und um 1 Uhr zu Saburow, der sich 
bitter über Kalnokys Rede 1) beklagte. Er sagte, die Behauptung, daß 
Oesterreich in einem Krieg mit Rußland nicht allein stehen werde, stimme 
nicht mit dem, was man 1879 dem Kaiser von Rußland mitgeteilt habe. 
Er könne doch nicht glauben, daß seitdem mehr verabredet worden sei. 
Außerdem werfe er den Russen vor, daß sie impuissants wären und Furcht 
hätten. Das werde den schlechtesten Eindruck in Rußland machen. Er 
wolle nicht mit Busch darüber sprechen, werde aber dankbar sein, wenn 
ich seine Auffassung zur Kenntnis des Auswärtigen Amts brächte. Ich 
erzählte das Gespräch Hatzfeld und Busch. Holstein riet mir, es zu Papier 
zu bringen, was ich tat. Dann sandten wir es an den Fürsten. Hol- 
stein meinte, die Rede sei doch ein nützlicher Wink für Rußland. 
Um ½5 Uhr war ich zum Keiser bestellt. Er erzählte allerlei von 
Homburg, rühmte den König von Spanien, sagte, das Telegramm, dos 
die Zeitungen gebracht haben, in dem er gesagt haben sollte, er wisse 
wohl, daß die Insulte eigentlich Deutschland gelte, sei erfunden. Der 
König von Spanien habe ihm erklärt, er werde mit Deutschland gehen, 
wenn Frankreich mit uns Krieg führe, worauf ihm der Kaiser gesagt habe, 
er sei noch jung und rasch, er möge sich das wohl überlegen. Wir würden 
schon mit einer wohlwollenden Neutralität zufrieden sein. Dann kam der 
Kaiser auf unfre Beziehungen zu Rußland. Der Kaiser von Rußland 
habe ihm die besten Versicherungen gegeben, und er glaube an deren Auf- 
richtigkeit. Er habe Giers gesagt, er möge ihm jede Politik vorschlagen, 
nur nicht eine solche, die zu einem Krieg mit Deutschland führe. Das 
alles sei gut, nur stimme damit die Aufstellung der Truppen an der Grenze 
nicht, und er habe deshalb dem Kaiser durch Dolgoruky raten lassen, die 
Truppen an der Grenze zu vermindern. Gegen Eisenbahn= und Festungs- 
1) In den Delegationen. Graf Kalnoky hatte sich über die Haltung der russi- 
schen Presse beklagt und gesagt, gegenüber einem Angriffe Rußlands werde Oester- 
reich nicht allein stehen. 
 
	        
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