Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

348 Botschafter in Paris (1874 bis 1885) 
könne. Manteuffel und Bismarck meinten heute Abend, daß es darauf 
ankomme, ob dem Könige Truppen genug zu Gebote ständen, um die Re- 
volution zu bekämpfen. Auch von der Königin Isabella erzählte der Kron- 
prinz und findet, daß sie eine gute Frau, aber eine Gefahr für den König 
sei, weil unberechenbar in ihren Aeußerungen. Dann nach Hause und 
nach einigen Besuchen, die zu uns kamen, mit Philipp Ernst, Chariclée und 
Marie auf die Bahn. Um 8 Uhr hier. Mit Manteuffel, Bismarck, der 
Fürstin und der Gräfin Rantzau bis 10 Uhr gesprochen, dann gingen beide 
Herren zu Bett, ich um 11 Uhr zur Fürstin zum Tee. 
Der Kronprinz trug mir Grüße an den Comte de Paris auf, wenn 
ich es für passend hielte, sie ihm auszurichten, sowie an den Duc de Chartres. 
Friedrichsruh, 24. Januar 1884. 
Heute beim Frühstück mit Manteuffel und Bismarck las letzterer 
Depeschen von Reuß vor über die Anwesenheit von Giers in Wien, der 
beunruhigt und nervös sei und mit Sorge nach Petersburg zurückkehre, 
weil ihm dort Saburow das Terrain verdorben habe. Letzterer will nicht 
nach London, sondern in Berlin bleiben. Orlow wird aber doch nach 
Berlin kommen, Mohrenheim in London bleiben und Saburow nach Paris 
kommen, was der Reichskanzler bedauert. 
Ueber die Tongkingfrage sagte Bismarck, ich solle in Paris offen 
erklären, daß wir Frankreich gegenüber loyal verfahren werden, daß wir 
uns durch nichts bewegen lassen werden, aus unfrer Neutralität heraus- 
zugehen, Frankreich möge den Krieg zu Lande oder zur See führen. 
Tattenbach wird desavouiert. Der Fürst ist der Meinung, daß Frankreich 
energisch vorgehen und einige Inseln besetzen müsse. 
Paris, 3. Februar 1884. 
Heute besuchte ich Grévy. Er sprach, nachdem ich die Aufträge des 
Kaisers und Bismarcks ausgerichtet hatte, zuerst vom Kaiser, vom Kron- 
prinzen und der Kronprinzessin, der Kaiserin von Oesterreich und von 
allerlei. Ich lenkte dann die Unterhaltung wieder auf den Kaiser zurück 
und sprach von der Befriedigung, welche Seine Majestät über die Be- 
ruhigung der öffentlichen Meinung in Deutschland und Frankreich empfinde. 
Chantilly, 18. Juni 1884. 
Bei meiner Rückkehr nach Paris!) fand ich eine Einladung des 
Herzogs von Aumale nach Chantilly für den 17. Juni, die ich annahm. 
Gestern Nachmittag 3 Uhr fuhr ich mit Bülow, der ebenfalls eingeladen 
1) Nach einem Aufenthalt in Schillingsfürst.
	        
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