Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

Botschafter in Paris (1874 bis 1885) 349 
war, auf den Bahnhof. Dort fanden wir den Marquis de Beauvoir mit 
seiner Frau, mit denen wir denselben Wagen einnahmen. Menabrea war 
in demselben Zug, ebenso seine Frau, der Duc und die Duchesse de Rivoli, 
Sardou, der Duc de Riviere und einige andre Herren und Damen. In 
Chantilly angekommen, fanden wir den Herzog, der die mit demselben 
Zuge angekommene Herzogin von Chartres erwartete. Mit ihr, der 
Marquise Menabrea und dem Herzog von Aumale setzte ich mich in einen 
offenen Wagen, die andern folgten und die ganze Gesellschaft fuhr nach den 
großen Ställen, wo Platz für zweihundert Pferde ist, und dann nach dem 
Schloß. In einer großen Galerie mit sehr schönen Bildern versammelte 
man sich. Dort wurden die Vorstellungen vorgenommen und dann ging 
man in die verschiedenen Räumlichkeiten, um die Merkwürdigkeiten zu 
besehen. Der Herzog erklärte alles eingehend. In einer kleinen Rotunde 
fanden wir die Meisterwerke, darunter einen sehr schönen Raffael, verschiedene 
Greuze, Salvator Rosa, Decamps, de la Roche u. a. Nach Besichtigung 
alles dessen gingen die Herren in die Bibliothek, wo geraucht wurde. 
Um 7½ Uhr ging ich in mein Zimmer, einen sehr schönen Salon mit 
dem Bilde des Herzogs von Bonnat und verschiedenen Condéschen Bildern. 
Louis Joseph de Bourbon, dessen Notifikationsschreiben ich so oft in 
Schillingsfürst sah, hing auch da, ein Mann in roter Uniform, mit freund- 
lichem Gesicht. Es war der Duc de Conde, der die übliche Unterschrift 
„Bourbon“ anwendete. Um 8 Uhr Diner. Ich führte die Herzogin von 
Chartres und saß zwischen ihr und ihrer Tochter, der Prinzeß Amelie. 1) 
Letztere ist zwar nicht besonders hübsch, aber nett, wohlerzogen und auf- 
geweckt, eine der nettesten Prinzessinnen, die mir noch begegnet sind. 
Während der Tafel spielte ein Orchester alte Musikstücke von Grétry, 
Gluck und auch einige moderne. Alles nicht zu laut, so daß die Musik 
nicht störte. Der Eßsaal ist prachtvoll, große Tapisserien aus der Condé- 
schen Zeit und braune Boiserien mit Gold. Nach Tisch ging man wieder 
in die andern Salons, alles Weiß und Gold, Stil Louis XIV., Bilder 
der Schlachten des großen Condé, dessen Waffen, Trophäen, u. s. w. 
Wieder dann in die Bibliothek, wo der Herzog erzählte und seine Pfeife 
rauchte. 
Um 11 Uhr zu den Damen zurück, dann Tee und Ver- 
abschiedung. 
Das Schloß ist etwas ganz Ungewöhnliches in harmonischer reicher 
Einrichtung. Man könnte Bände darüber schreiben. 
Heute 10 Uhr Rückfahrt nach Paris. 
  
1) Geboren 1865, die sich 1885 mit dem Prinzen Waldemar von Dänemark 
vermählte.
	        
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