Botschafter in Paris (1874 bis 1885) 363
halten werden, so gestehe ich doch offen, daß ich einen günstigen Erfolg
meiner Tätigkeit nicht für möglich halte, wenn ich nicht darauf rechnen
kann, in steter Berührung mit Eurer Durchlaucht zu bleiben und mich zu
vergewissern, daß von mir zu fassende Beschlüsse und administrative Maß-
nahmen mit den Ansichten Eurer Durchlaucht übereinstimmen. Ich bitte
daher, mir die Stütze nicht entziehen zu wollen, die Eure Durchlaucht
mir bisher gewährt haben und der ich es verdanke, wenn ich in meiner
Tätigkeit in Paris die Allerhöchste Zufriedenheit erworben und Ihren
Intentionen entsprochen habe.“
Journal.
Varzin, Juli 1885.
Gestern früh kam ich von München in Berlin an, telegraphierte an
den Hofmarschall des Kronprinzen in Potsdam und bekam Antwort, daß
ich Abends zum Tee nach dem Neuen Palais kommen solle. Nachmittags
erhielt ich im Auswärtigen Amte interessante Mitteilungen, die mir Auf-
schluß über die letzten Häkeleien des Ministeriums gaben und den Beweis
lieferten, daß meine Stellung in Paris auf die Dauer den jungen Elementen
des Auswärtigen Amts gegenüber nicht haltbar gewesen wäre. Es liegt
das in der Natur der Sache. Ein alter Mann kann nicht jungen Leuten
gegenüber, die er als Buben gekannt hat, in einer abhängigen Stellung
sein. Die Stellung des Statthalters ist deshalb eine glückliche Chance.
Um 7½ Uhr war ich beim Kronprinzen. Er empfing mich sehr freund-
lich und ist ganz mit meiner Ernennung einverstanden. Ebenso die Kron-
prinzessin. Daß ich ungern von Paris weggehe, begreifen sie. Ich konnte
ihnen freilich den Grund, weshalb ich von Paris weggehe, nicht sagen.
Wir machten noch eine Spazierfahrt, und um 10 Uhr fuhr ich mit Curtius
nach Berlin zurück. Heute früh Abreise von dort. Sehr belebter Zug
von Berlinern, die in die Ostseebäder reisten. Ein Herr von Drost aus
Zoppot bei Danzig erzählte viel über Brennereien und Landwirtschaft.
Um 5½ Uhr kam ich nach Hammermühle. Hier traf ich den Reichs-
kanzler, der seine Tochter und seine Enkel auf der Bahn abholte. Sie
waren im gleichen Zuge gekommen. Ich fuhr mit ihnen nach Varzin.
Unterwegs erzählte er mir, daß der Kaiser und der Kronprinz für die
Heirat der Prinzessin Viktoria mit dem Kronprinzen von Portugal seien,
daß aber die Kronprinzessin und die Prinzessin den Fürsten von Bulgarien
vorzögen. Darüber allerlei Tiraillements. Wir aßen um 6 Uhr und
saßen dann im Garten vor dem Hause bis 9 Uhr. Der Fürst ist der
Ansicht, daß ich Hofmann vorläufig behalten soll. Crailsheim, den mir
Völderndorff besonders empfohlen hatte, findet er zu steif und nicht ge-
wandt genug. Wenn ich mich der Sache selbst annehme, werde Hofmann