Straßburg (1885 bis 1894) 389
ging dann die Ehrenwache ab. Dann begrüßte er den König von Sachsen
und den Prinzen Karl von Schweden, die im Salon warteten. Hierauf
empfahlen sich diese, und der Kaiser erwiderte sofort den Besuch. Ich
wartete, bis er zurückkam, und führte ihn dann in die für ihn bestimmten
Zimmer im ersten Stock. Um 5 Uhr war großes Diner im Statthalter-
palais. Abends Tee und Zapfenstreich. Man teilte mir mit, daß ich auf
die Parade mit Gräfin Hacke und Marie fahren sollte, und zwar in kleiner
Uniform, d. h. im blauen Frack. Ich hätte also auf dem Rücksitze des
Wagens gesessen. Das hätte meinem Prestige geschadet. Ich bat daher
den Kaiser, daß ich in meinem Wagen und in Uniform fahren dürfe, was
er auch zugab.
Heute, den 11., war die Parade. Ich fuhr hinter dem Kaiser, der
mit Radziwill fuhr. Marie und Elisabeth mit Gräfin Hacke und den
Hofdamen. Vom Palais bis zum Polygon standen dichtgedrängte Massen,
die Hurra riefen und Tücher schwenkten. Es war ein merkwürdiger An-
blick. Auf dem Exerzierplatz fuhren wir zuerst die Front der aufgestellten
Truppen ab, stellten uns dann vor der Tribüne auf und sahen den Vorbei-
marsch der Truppen, der imposant war. Ich glaube, es waren dreißig-
tausend Mann beisammen. Da der Kaiser etwas ermüdet war, fand nur
ein Vorbeimarsch statt. Das dauerte aber bis 1 Uhr. Elücklicherweise
war der Himmel fast die ganze Zeit bedeckt, so daß man nicht von der
Sonne zu leiden hatte. Nach meiner Rückkehr machte ich noch einige
Besuche. Um 5 Uhr war das große Paradediner im Kasino. Der Kaiser
nahm nicht teil. Der Kronprinz hielt die Rede auf das Armeekorps.
Um ½7 Uhr war das Diner zu Ende. Um ½8 Uhr Theater für das
Militär, wo aber einer Konfusion wegen viele Plätze unbesetzt blieben.
Um ½9 Uhr Tee bei der Kaiserin mit den großherzoglich badischen Herr-
schaften, Hofmann, Lo5b und dem Hof der Kaiserin. Um 10 Uhr zu
Hause.
12. September.
Heute früh verschiedene eilige Briefe, um den Betreffenden bekanntzu-
geben, daß der Kaiser den Empfang der Beamten u. s. w. nicht abhalten
könne, sondern auf Dienstag verschiebe. Nachher zum Rennen. Um
5 Uhr beim Familiendiner mit Marie und Elisabeth. Abends zum Tee bei
der Kaiserin, der aber nicht lange dauerte. An demselben nahmen teil
außer uns der Großherzog und die Großherzogin von Baden, der Erb-
prinz von Weimar, Loö, Bulach, Goltz und der Hofstaat. Es war alles
so matt, daß die Soiree früh beendigt wurde.
Montag den 13. mit dem Kaiser und der Großherzogin um 10 Uhr
mit der Bahn nach Stephansfeld. Dort bestiegen wir die Wagen, der