390 Straßburg (1885 bis 1894)
Kaiser mit seinen Adjutanten, Marie und ich mit der Großherzogin,
Elisabeth mit Fräulein von Schönau. Wir fuhren durch verschiedene reich
dekorierte Ortschaften, u. a. Brumath, kamen dann auf eine Anhöhe, von
der man das Manöver übersehen konnte. Viel Gewehrfeuer, Kanonen-
donner, Kavallerieattacken, Staub und Gewirre. Die Hitze war erstickend.
Um 1 Uhr war alles zu Ende, und wir fuhren wieder nach Brumath, wo
wir die Waggons bestiegen. Nachmittags machte ich Besuche. Um 5½ Uhr
war Diner von hundert Kuverten beim Kaiser. Er wohnte demselben bei,
verließ aber die Tafel vor dem Ende. Abends Galatheater der Stadt.
Der Prolog und die lebenden Bilder waren wenig geistreich. Im
Zwischenakt versammelte man sich im Foyer, wo auch die Kaiserin erschien
und sich einige Leute vorstellen ließ. Der Kronprinz wurde von vielen
Damen umlagert. Die Kaiserin ging bald weg. Ich blieb noch, bis der
Kronprinz ging.
Am 14. um 11 Uhr mit dem Kaiser und der Kaiserin in den Münster.
Ich fuhr mit dem Kaiser. Der Bischof und das Domkapitel empfingen
den Kaiser. Der Bischof redete den Kaiser an, der ihm antwortete. Dann
ging man, den Dom zu besehen. Der gute Stumpf hatte eine Blechmusik
im Seitenschiff aufgestellt, die uns mit einer Höllenmusik begrüßte, so daß
man kein Wort sprechen konnte. Ich bat den neben mir stehenden Dom-
herrn Straub, die Kerls zum Schweigen zu bringen, was dieser auch tat.
Die Promenade im Dom dauerte eine Viertelstunde. Um 11 ½ Uhr war
der Empfang der Behörden, des Staatsrats, des Landesausschusses und
des Gemeinderats. Ich stellte die Herren dem Kaiser, Hofmann der
Kaiserin vor. Um 1 Uhr kamen die Bauernaufzüge, die sehr hübsch waren.
Wir standen im Garten an der Balustrade. Der Kaiser amüsierte sich
sehr über die im ganzen sehr gelungene Auffahrt. Nachher kamen die
Bürgermeister und eine Anzahl Mädchen und Kinder in den Mittelsalon
und wurden mit Champagner und Kuchen bewirtet. Einige Mädchen
trugen Gedichte vor und überreichten dem Kaiser Bukette.
Um 5½ Uhr großes Zivilgaladiner im Militärkasino. Ich saß der
Kaiserin und dem Kronprinzen gegenüber. Der Kronprinz hielt eine für
das Elsaß ffreundliche Rede, auf die ich antwortete und dann ein Hoch
auf den Kaiser ausbrachte. Abends Abschied von der Kaiserin, die, sehr
befriedigt von allem, abreiste und mir sehr viel Freundliches sagte. Marie
erhielt ihr Bild. Den Abend beschlossen wir im „Trompeter von
Säkkingen“.
Donnerstag, 15. September.
Der Kaiser fuhr heute nicht zum Manöver, da er zu schwach war.
Ich sprach im Laufe des Vormittags mit Perponcher, der mir sagte, es