Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

Straßburg (1885 bis 1894) 409 
eines militärischen Titels an Eure Durchlaucht würde Ihre Befugnis an 
sich nicht erweitert werden. Ich bin zum Beispiel General und würde 
in meiner dienstlichen Stellung bei Erklärung des Kriegszustands dadurch 
in keiner Weise berührt werden. Im Kriegsfalle werden die Verhältnisse 
Eurer Durchlaucht zu dem Militärkommando im Reichslande dieselben sein 
wie die jeder obersten Regierungsbehörde in den einzelnen Bundesstaaten. 
Die Handhabung der Militärbefugnisse würde ebensowenig in Ihre Hände 
übergehen, wie das bei regierenden Fürsten, Ministern oder Ober- 
präsidenten der Fall ist, welche Militäruniform zu tragen berechtigt 
sind. Zur Untätigkeit aber würden Eure Durchlaucht damit nicht ver- 
urteilt sein, wie auch ich es im gleichen Falle nicht bin, obschon auch 
meine Tätigkeit lediglich der vollziehenden Gewalt angehört, die dann auf 
das Militär übergeht. Auch die Aenderung des Titels in den eines 
Generalgouverneurs würde an den Attributionen des Statthalters nichts 
ändern, und eine Stellung innerhalb des aktiven Heeres würde weder da- 
durch noch durch Eurer Durchlaucht Berufung in das Hauptgquartier ge- 
wonnen, auch nicht durch Verleihung eines militärischen Grades. Ich be- 
sitze einen solchen, ohne daß es mir ein Recht zur Mitwirkung bei Hand- 
habung des Belagerungszustands gewährt. Eine solche ist nur mit dem 
aktiven Militärbefehl an Ort und Stelle verbunden. 
Diese und andre schwierige Fragen werden von Seiner Majestät vor 
Eintritt der Mobilmachung wohl überhaupt nicht gern erwogen werden. 
von Bismarck. 
Aus einem Briefe des Fürsten vom 20. Februar 1887. 
.. Die Geistlichen scheren sich hier so wenig um den Papst wie um 
Deutschland und arbeiten munter gegen das Septennat, wie denn der 
ganze Klerus hier leider französisch geblieben ist, nachdem man es gleich 
nach dem Krieg versäumt hat, die Seminare zu germanisieren. Jetzt 
würde das ohne Kulturkampf nicht möglich sein. Die Wahlen werden 
ohne Zweifel schlecht ausfallen. 
Amtliches Schreiben des Reichskanzlers an den 
Statthalter. 
Berlin, 21. Februar 1887. 
Seitens des Oberreichsanwalts ist mir berichtet worden, daß auf 
seine Veranlassung in Elsaß-Lothringen Haussuchungen stattgefunden haben 
und dabei mehrere Personen verhaftet worden sind, bei denen sich teils 
Mitgliederkarten oder Medaillen der Patriotenliga, teils Schriftstücke vor- 
fanden, welche die Mitgliedschaft wahrscheinlich machen.
	        
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