412 Straßburg (1885 bis 1894)
Beamten aus der preußischen Beamtenkategorie mit preußischer Tradition
bezeichnen zu wollen, den ich Seiner Mcajestät in Vorschlag bringen könnte.
Unter den hiesigen Beamten der preußischen Schule scheint mir Unter-
staatssekretär von Puttkamer in erster Linie zur Nachfolge geeignet. So-
bald Eure Durchlaucht mir Ihr Einverständnis mit meiner Auffassung
kundzugeben die Güte haben, werde ich die betreffenden Anträge bei
Seiner Mojestät stellen.
Journal.
Berlin, 19. März 1887.
Als ich vorgestern Abend hier ankam, erhielt ich einen Brief von
Viktor, der mir sagte, er könne wegen der kaiserlichen Soiree erst spät zu
mir kommen, habe mir aber Wichtiges mitzuteilen. Ich erwartete ihn
also. Um ½12 Uhr kam er und sagte mir, es bestehe der Plan, eine
durchgreifende Veränderung in der Verwaltung von Elsaß-Lothringen vor-
zunehmen, und von seiten der Generäle werde stark gegen mich agitiert.
Der Plan sei noch abzuwenden, es sei aber nötig, daß ich meine Maß-
regeln ergriffe und dem Reichskanzler Vorschläge mache, die ihn in den
Stand setzen, dem Anstürmen der Militärs entgegenzutreten. Man spreche
von einer Teilung von Elsaß-Lothringen, wo ein Teil an Baden, ein Teil
an Bayern und Lothringen an Preußen kommen solle. Viktor riet mir,
mit Migquel zu sprechen, der mir die beste Auskunft erteilen könne, da er
eine lange Unterredung mit Bismarck gehabt habe. Am andern Morgen
kam Back, dessen Mitteilungen nicht besonders günstig lauteten. Ich ging
mit ihm zu Miquel, der mir sagte, daß das Projekt der Teilung unaus-
führbar sei. Im übrigen erwarte man aber Vorschläge von mir. Ich
sprach diese mit ihm durch, und er schien ziemlich einverstanden.
Im Auswärtigen Amt hörte ich, daß der Reichskanzler mir nicht
günstig gestimmt sei, daß man aber einsehe, daß ich für die bisherige
Politik in den Reichslanden nicht verantwortlich gemacht werden könne.
Um 3 Uhr ging ich zu Wilmowski, der mich sehr liebenswürdig empfing,
Hofmann bedauert, aber mein Urteil über ihn teilt. Was die Projekte
und Personen betrifft, so möge ich vor allem mit dem Reichskanzler
sprechen. Hofmanns Entlassung ist unterzeichnet, soll aber erst abgehen,
wenn ich ihm Nachricht gebe. Wilmowski ist auch gegen die Teilung.
Aber die Gefahr für mich liegt in dem Gedanken, die Verwaltung wieder
nach Berlin zu ziehen. Ich begegnete Rottenburg, den ich bat, mich bei
Bismarck zu melden. Abends bei Viktor zum Diner. Dann bei der
Kaiserin, die sich freute, mich so guten Muts und nicht deprimiert zu
finden. Ich sagte, ich hätte keinen Grund dazu und würde meine Pflicht
weiter tun, wenn man mich behalte. Die Frage der Teilung bezeichnete