414 Straßburg (1885 bis 1894)
2. ein Erlaß betreffend die Aufenthaltserlaubnis für französische
Offiziere und Franzosen im allgemeinen,
3. Ausweisung aller Agitatoren, seien es Ausländer oder Inländer,
4. Regelung des Paßwesens,
5. Einführung einer politischen Polizei,
6. keine Kodifikation der Gemeindegesetzgebung, aber Abschaffung der
Bestimmung, durch welche die Ernennung der Bürgermeister von der
Wahl in den Gemeinderat abhängig gemacht wird,
7". neue Kreiseinteilung,
8. Unterdrückung und Verbot gefährlicher Zeitungen, Ausschluß fran-
zösischer Blätter, sofern dies nötig ist, Verbot der Jagdverpachtungen an
Ausländer.
Was die französische Erziehung der Geistlichen betrifft, so ist der
Kanzler bereit, seine guten Dienste in Rom geltend zu machen.
Einen Staatssekretär hält der Reichskanzler für überflüssig, Putt-
kamer hat er anfangs für geeignet gehalten, ist aber davon zurück-
gekommen. Er ist ihm zu liberal und nicht energisch genug. Für das
Innere soll ich wählen, wen ich will.
Auf meine Bemerkung, daß ich geglaubt hätte, er wolle den Statt-
halter abschaffen, holte er einen Gesetzentwurf, der ihm vorgeschlagen
worden sei, den er aber im Ministerrat bekämpfen werde. Darin ist
allerdings der Statthalter abgeschafft, ein Oberpräsident eingesetzt und die
Leitung wieder nach Berlin verlegt. Das will er nicht. Er bat mich,
ihm eine Aufzeichnung unfrer Unterredung und der dabei besprochenen
Maßregeln zu machen, „wodurch er in den Stand gesetzt werde, den frag-
lichen Gesetzentwurf im Ministerrat zu bekämpfen“. Dies tat ich dann
mit Backs Hilfe.
Am 20. meldete ich mich beim Kaiser zum Vortrag. Die russischen
Großfürsten waren angekommen, trotzdem empfing er mich (in russischer
Uniform). Ich meldete ihm das Resultat meiner Unterredung mit dem
Reichskanzler, was ihm sehr angenehm war. Er sagte dann: „Der Fürst
hat mir von dem Teilungsprojekt und von der Aufhebung der Statthalter-
schaft gesprochen. Ich habe mich aber entschieden dagegen erklärt. Das
hat ja gar keinen Namen, jetzt auf einmal alles wieder umzustürzen, bloß
weil die Wahlen schlecht ausgefallen sind.“ Er war sichtlich erregt. Ich
dankte selbstverständlich von Herzen.
An den Reichskanzler.
Berlin, 20. März 1887.
In der Unterredung vom 19. d. M. sprachen Eure Durchlaucht sich
gegen die Veränderungen aus, welche ein Ihnen vorliegender Gesetz-