426 Straßburg (1885 bis 1894)
Darauf sagte er: „Ja, wenn das der Fall ist, kann man ihn nicht fest-
nageln, und dann wird sich die Sache doch machen lassen.“ Rottenburg,
dem ich diese Aeußerung mitteilte, erzählte mir, daß Schraut sich an ihn
gewandt und gebeten habe, ihm zu der Stelle zu verhelfen. Ich möchte
nun deshalb an Bismarck schreiben.
Bei Tisch, wo nur die Fürstin und Rottenburg außer dem Fürsten
und mir waren, kam die Rede auf die russischen Besitzungen, die Bismarck
als den größten Grundbesitz in Europa bezeichnete. Es sei schon der
Mühe wert, sich der Sache anzunehmen, und er wünsche mir, daß die
Schwierigkeiten beseitigt werden möchten.
Baden, 9. Oktober 1887.
Ankunft gestern früh und Meldung bei Radziwill. Um 4 Uhr beim
Kaiser, der besonders freundlich war. Er sagte mir, er hoffe, daß meine
Geschäfte mir erlauben würden, in Straßburg zu bleiben. Ja, er bitte,
daß es so sein möge. Er habe ja niemand sonst, den er dorthin schicken
könne. Ich dankte und versicherte, ich würde bleiben, solange er mir sein
Vertrauen nicht entziehe.
Zum Diner im Schloß beim Großherzog. Abends bei der Keiserin.
Heute früh bei Wilmowski, der mir von der gereizten Stimmung des
Kaisers gegen Herbert Bismarck in der Affäre Schnäbele 1) sprach. In
der Angelegenheit der Jagdscheine sind Bismarck und der große General-
stab gefragt worden. Um 1 Uhr Frühstück bei der Großherzogin mit den
Hohenzollern. Um 5½ Uhr Diner beim Kaiser. Um 8 Uhr Audienz bei
der Kaiserin, die mir von „Léonille“ sprach. Während ich sprach, kam
die Großherzogin. Ich ging mit ihr zu dem Tee des Kaisers.
Aufzeichnung des Fürsten für die Besprechung in der Mini-
sterialkonferenz vom 27. Oktober.
Ich glaube mit der Bemerkung beginnen zu sollen, daß ich, was die
Sprachenfrage in den Bezirkstagen und Kreistagen betrifft, mit Herrn
Unterstaatssekretär Studt und dessen Vorschlägen im Prinzip und in den
Details einverstanden bin und es nach Lage der Akten und der Gesetz-
gebung für nötig halte, eine Aenderung einzuführen.
Wenn ich mich nun dagegen ausgesprochen habe, daß diese Verord-
nung schon in diesem Jahre ins Leben trete, so bestimmen mich dazu mehr
persönliche als sachliche Gründe.
1) Verhaftung des französischen Grenzpolizeikommissars Schnäbele an der
Grenze bei Pagny am 20. April.