Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

446 Straßburg (1885 bis 1894) 
sind nette Leute. In Wirballen bekam ich ein Schlafwagencoupê und 
trennte mich von ihnen. Am 11. abends 8 Uhr waren wir in Petersburg. 
Heute war ich bei Madame Maltzow in Zgarskoje, die mir allerlei 
vom Hof erzählte, insbesondere, daß man von Kaiser Wilhelm entzückt 
sei, weniger von dem Gefolge, welches „raide“ gewesen sei. Als ich ihr 
erzählte, daß ich mit dem Vater der Kaiserin studiert hätte, fand sie das 
einen sehr günstigen Umstand, den ich ausnützen solle. 
Petersburg, 16. August 1888. 
Heute fuhr ich zum Finanzminister Wischnegradsky, der mich sehr 
liebenswürdig empfing. Ich sagte ihm den Zweck meines Hierseins und 
empfahl ihm, unsern Angelegenheiten sein Interesse zuzuwenden. Ich 
deutete auch an, daß man in deutschen Finanzkreisen unfre Angelegenheit 
mit einem gewissen Interesse verfolge. Er sagte, daß er keinen Einfluß 
auf diese Sache habe, daß er sich mir aber ganz zur Verfügung stelle. 
Was den Ukas betrifft, so meinte er, ich habe ja eine „heureuse com- 
binaison“ ins Auge gefaßt, nämlich einen meiner Söhne Russe werden zu 
lassen. Ich erwiderte, ich könne diesem Gedanken nicht nahe treten, da 
ich erst wissen müsse, ob denn überhaupt von der Erbschaft etwas übrig- 
bleibe. Darauf erwiderte er, das sei nicht zu bezweifeln, und wir würden 
schon zu einem guten Resultat kommen. 
Petersburg, 21. August 1888. 
Schweinitz lud uns am Sonnabend zum Diner mit Makower ein, 
wo niemand sein werde. Als wir hinkamen, war Giers da, der sich zum 
Essen angemeldet hatte. Er sagte, daß der Kaiser bedaure, uns noch 
nicht empfangen zu können, daß wir aber Mittwoch oder Freitag emp- 
fangen werden würden. Auch sprachen wir von der Uniform. Er 
meinte, daß man in Uniform mit Epauletten sein müsse und in Peter- 
hof Zeit habe, sich umzuziehen. Er war äußerst entgegenkommend, doch 
unterließ ich es, mit ihm über die Geschäfte zu sprechen, da er damit 
nichts zu tun hat. 
Bei dem Vertreter des Ministers des Innern war ich ebenfalls. Er 
erkennt an, daß es nicht möglich ist, in drei Jahren zu verkaufen und 
daß eine Ausnahme gemacht werden müsse. Er kann aber ohne den 
Kaiser nichts tun. Beim Abschied fragte er: „Donc votre Altesse 7a 
pas d’ordres à donner au ministère avant d'avoir vu P’Empereur?“ 
Montag Diner bei der Gräfin Kleinmichel. Der Oberhofmeister der 
Kaiserin, Fürst Galitzin, war da. Gräfin Kleinmichel sprach während des 
Essens über Herbert Bismarck, den sie, als er hier Botschaftssekretär war, 
viel gesehen hat. Er sei „brutal“ und suche etwas darin, dies zur Schau
	        
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