Straßburg (1885 bis 1894) 151
neuem dieser Arbeit unterzogen in gewohnter Hingebung und Pflichttreue
und mit jenem praktischen Sinne, der eine charakteristische Eigenschaft der
Bewohner von Elsaß-Lothringen ist. Sie haben dabei den Vorzug, nicht
durch Parteibestrebungen gestört zu werden und Ihre Entscheidungen nach
sachlichen Gründen zu fassen. Und wenn ich dies hervorhebe, so geschieht
es, weil ich der Meinung bin, daß Ihre Verhandlungen größere Be-
deutung haben, als Ihre Bescheidenheit es annehmen mag. In der Tat
bildet sich ganz Deutschland sein Urteil über die Zustände dieses Landes
aus den Verhandlungen des Landesausschusses, und der normale Verlauf
derselben ist wichtig, weil er manche Vorurteile beseitigt, die noch jenseits
des Rheins bestehen mögen. Der bisherige Verlauf Ihrer Debatten be-
rechtigt mich zu der Hoffnung, daß diese Wirkung nicht ausbleiben wird.
So hoffe ich denn, daß dieses Land einer glücklichen Zukunft entgegengeht
und daß die Bewohner mehr und mehr erkennen werden, wie es ein Vor-
teil ist, einer Nation anzugehören, deren Entwicklung sich in aufsteigender
Linie vollzieht, einer Nation, der die Zukunft gehört. Ich trinke auf die
Vertreter des Landes und deren würdigen Präsidenten.
Rede bei dem Diner des Landesausschusses zu Ehren seiner
Präsidenten am 14. März 1889.
Meine Herren! Die Begrüßung des ersten Vizepräsidenten, des Frei-
herrn Zorn von Bulach, verpflichtet mich zu aufrichtigem Dank, den ich
ihm und Ihnen, die Sie seinen Worten zugestimmt haben, hiermit aus-
sprechen will. Die Rede des Freiherrn von Bulach gibt mir die erfreu-
liche Gewißheit, daß die wenigen Worte, die ich in letzter Zeit an die
Mitglieder des Landesausschusses gerichtet habe, auf guten Boden gefallen
sind und einen freundlichen Widerhall gefunden haben. Sie sagt aber
noch mehr; sie gibt mir die Versicherung, daß meine Bemühungen, die
Hindernisse zu beseitigen, die noch der normalen Entwicklung unsers
Landes entgegenstehen, auf die loyale vertrauensvolle Mitwirkung der
Mehrheit des Landesausschusses rechnen können. Das ist viel, das ist
von großer Bedeutung; denn in dem einträchtigen Zusammengehen von
Regierung und Volksvertretung liegt die Gewähr für das Gedeihen
eines Staates. Und wenn auch hie und da Meinungsverschiedenheiten
scheinbar störend dazwischentreten, so sind wir doch in wesentlichen Dingen
einig. So glaube ich denn mit Zuversicht in die Zukunft blicken zu
dürfen. Und wenn ich heute das Glas erhebe auf den Landesausschuß,
so darf ich wohl ohne Illusion sagen: ich trinke auf das Wohl treuer
Freunde im Reichslande. Der Landesausschuß und seine Präsidenten
leben hoch!