40 Im Reichstage (1870 bis 1874)
an jeder Deutsche stolz darauf sein wird, in allen Ländern des Erdballs
sich Bürger des Deutschen Reiches zu nennen — des Reiches, das ihn
schützt und in seinen Interessen fördert —, wenn diese Ziele erreicht
werden, dann, meine hohen Herren, können wir wahrhaftig sagen, daß
wir teilhaben an einer großen Tat, indem wir diesem Vertrage zustimmen,
und daß die Ströme von Blut und Tränen, die dieser Krieg kostet, nicht
umsonst geflossen sind.
Fürst Bismarck an den Fürsten Hohenlohe.
Versailles, 12. Februar 1871.
Aus Eurer Durchlaucht geehrtem Schreiben vom 3. d. M. habe ich
ersehen, mit welcher lebhaften Teilnahme Sie die Entwicklung der deutschen
Verhältnisse begleitet haben, für deren segensreichen Verlauf das deutsche
Volk zu einem nicht geringen Teile Ihnen selbst dankbar verschuldet bleibt.
Mit Vergnügen werde ich Eurer Durchlaucht Empfehlung des Grafen
Marogna Folge geben, und bemerke ich zur Berichtigung des von Ihnen
beregten Gerüchts, daß es mir von Beginn der Okkupation an jederzeit
erwünscht gewesen ist, bayrische Beamte in den französischen Verwaltungen
zu verwenden und daß es nur an der geringen Zahl der auf wiederholte
Anfragen erfolgten Anmeldungen liegt, wenn es bisher nicht in aus-
gedehnterem Maße, als geschehen ist, erfolgte.
Journal.
München, 6. März 1871.
Vor einigen Tagen kam ich nach einem Diner mit Baron Bruck!)
in ein längeres politisches Gespräch, dessen Gegenstand das Verhältnis
Deutschlands zu Oesterreich wurde. Wir stimmten darin überein, daß es
für den Frieden der Welt von großem Vorteil sein werde, wenn sich ein
freundliches Verhältnis zwischen Oesterreich und Deutschland bilde. Ich
hob dabei hervor, daß eine dauernde staatsrechtliche Verbindung für
Deutschland mehr Garantien biete und eher geeignet sei, die russische
Allianz entbehrlich zu machen, als ein bloßes Allianzverhältnis. Ohne sich
auf diese Seite der Frage einzulassen, beteuerte Bruck, daß man auch jetzt
noch nach dem Ministerwechsel in Wien?) den höchsten Wert auf gute
Beziehungen zu Deutschland lege, und bat mich, meine Stellung in Berlin
dahin auszunutzen, um dieser Ueberzeugung auch in Berlin Eingang zu
verschaffen. Er selbst erbot sich zu weiteren Vermittlungen, wenn meine
Schritie von Erfolg begleitet sein sollten.
1) Oesterreichischer Gesandter.
2) Ministerium Hohenwart, 7. Februar 1871.